HBV sagt „Ja, aber...“ zur Mammutgewerkschaft

■ Gewerkschaftstag billigt den Fusionskurs unter Vorbehalt

Bremen (taz) – Margit Mönig- Raane atmete auf. Fast 87 Prozent der Delegierten gaben der alten und neuen Vorsitzenden der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen (HBV) beim Bremer Gewerkschaftstag ihre Stimme. Die „Mutter der HBV“ darf dieses Ergebnis getrost als Zustimmung zu ihrem Kurs werten: Die 50jährige ist die treibende Kraft hin zu einer Mammutgewerkschaft im Dienstleistungssektor.

Nur durch eine Bündelung der Kräfte, so glaubt Mönig-Raane, könne eine durchsetzungsfähigere gewerkschaftliche Organisation geschaffen werden als Antwort auf die Veränderung der Arbeitswelt durch die Globalisierung. Schädliche Konkurrenz der Gewerkschaften untereinander lasse sich in einer gemeinsamen Organisation am besten vermeiden; verbindliche Mindeststandards ließen sich von einer Großorganisation leichter für alle Branchen durchsetzen.

Dem sinkenden Organisationsgrad innerhalb der HBV – seit 1994 verlor die Gewerkschaft 15 Prozent ihrer Mitglieder – begegnete der Gewerkschaftstag am Montag mit einer konsequenten Frauenquote. Künftig sollen Frauen gemäß ihrem Anteil an den Mitgliedern in die Gremien und Verhandlungskommissionen gewählt werden. 70 Prozent der 488.000 HBVlerInnen sind Frauen.

Trotz vordergründiger Harmonie auf dem Bremer HBV-Kongreß setzen viele Delegierte dem Ja einige kräftige Aber zur neuen Supergewerkschaft hinzu. Einzelne Landesbezirke wie Baden- Württemberg, Berlin und Thüringen sind gegen die Fusion, viele Gewerkschafter fühlen sich vom Vorstand überfahren und fordern mehr Zeit zur Diskussion. Andere Kritiker wie der Duisburger HBV- Geschäftsführer Rüdiger Timmermann fordern indes nicht nur eine neue Organisation, sondern eine Rückbesinnung der Gewerkschaften auf ihr politisches Projekt. Er nennt den Begriff „Gegenmacht“ als Ziel. Nur wenn man arbeitskampffähig sei und damit in der Lage, konkrete Verbesserungen in den Betrieben herauszuholen, würden sich die Menschen wieder mehr in Gewerkschaften organisieren.

Auch diesem Kurs stimmte der Kongreß zu: Rüdiger Timmermann wurde in den Hauptvorstand gewählt. Joachim Fahrun