Logenplatz besetzt

■ Rolf Mares ist Vorsitzender des HSV. Ex-Schatzmeister Engel heute vor Gericht

Der Aufsichtsrat des Hamburger SV hat Rolf Mares zum neuen Vorstandsvorsitzenden des Vereins gewählt. Zweiter Vorsitzender wurde der bisherige kommissarische Chef Werner Hackmann. Die dritte Personalentscheidung betraf Joachim Hilke: Der Abgesandte der Filmgesellschaft Ufa vertritt den Vermarkter in der Führungsetage des Clubs. „All diese Entscheidungen“, teilte der sichtlich erleichterte Aufsichtsratsvorsitzende Udo Bandow am späten Montagabend mit, „wurden einstimmig getroffen.“

Der Nachfolger von Uwe Seeler hielt, ganz Weltmann, seine Antrittsrede im Stehen: „Das war die schwerste Entscheidung meines Lebens. Ich bin mir meiner Verantwortung bewußt“, erklärte er und dankte seinen Vorgängern Hackmann und Holger Hieronymus für „die guten Vorgespräche. Ich denke, daß wir zu einer fairen Zusammenarbeit kommen werden.“

Als erste Amtshandlung begann Mares sofort, für die neue Arena im Volkspark zu werben. „Ich bitte alle Fans, das Stadion zu besuchen, denn wir brauchen in dieser Saison einen Schnitt von 26.000 Zuschauern“, sagte er und bat auch die Wirtschaft um deren Beitrag: „Kaufen Sie eine Loge, kaufen Sie einen Business Seat und unterstützen sie das mutige Projekt des HSV.“

Mit der Mares' Wahl geht die Ära des glücklosen Uwe Seeler endgültig zu Ende. Die Nachwehen sind jedoch noch spürbar: Morgen beschäftigt sich das Amtsgericht Hamburg mit den Untreue-Vorwürfen gegen den ehemaligen Schatzmeister Jürgen Engel. Dem Seeler-Spezi wird vorgeworfen, sich zu seiner Zeit als Vorstandsmitglied beim Erwerb dreier Immobilien um 993.830 Mark bereichert zu haben. Engel fädelte den Kauf der Häuser ein und kassierte dafür die Provision, ohne dies dem Verein mittzuteilen. Als sich später herausstellte, daß es sich bei den Gebäuden um Bruchbuden handelte, und dem Verein der Entzug der Gemeinnützigkeit drohte, stieß der HSV die Immobilien zum Kaufpreis wieder ab – mutmaßlich an Engel.

Eberhard Spohd