„Die haben schneller geschossen“

■ Drei Dev-Sol-Anhänger müssen sich vor Gericht wegen einer Schießerei verantworten. Eine Affekthandlung, erklären sie.

Drei Anhänger der verbotenen kurdisch-türkischen Partei „Devrimci Sol“ (Revolutionäre Linke) müssen sich ab heute vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht verantworten. Abbas Y. (31), Taylan T. (20) und Armagan U. (18) wird Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, versuchter Mord sowie Schutzgelderpressung vorgeworfen.

Es ist das erste Mal, daß sich in Hamburg ein solches Verfahren gegen Anhänger des „Yagan-Flügels“ der Dev Sol richtet. Für die Verhandlung mußte beim Gericht extra ein neuer „Hilfssenat“ gebildet werden, da der reguläre „3. Staatsschutzsenat“ noch mit einem ähnlichen Verfahren gegen drei Männer des anderen Dev Sol Flügels „Karatas“ blockiert ist. Für den heute beginnenden Prozeß sind mehr als 50 ZeugInnen benannt.

Hintergrund ist eine Schießerei zwischen Anhängern der beiden verfeindeten Flügel. Die Gruppen liefern sich seit 1996 in Hamburg immer wieder Kämpfe. Daß es am 29. Januar dieses Jahres auf der Bahrenfelder Straße in Ottensen zur Eskalation kam, war laut den Angeklagten und ihren Anwälten dennoch reiner Zufall. Die Yagan-Anhänger hätten Spendengeld von Ladenbesitzern einsammeln wollen. In der Bahrenfelder Straße seien sie auf zwei Karatas-Mitglieder getroffen, die ihre Zeitung „Kurtulus“ feilboten. Karatas-Mitglied Hidir M. (31) wurde bei der folgenden Schießerei durch zwei Kugeln schwer verletzt.

„Die einen haben schneller gezogen, die anderen schneller geschossen“, kommentiert Verteidiger Jan Mohr die Eskalation, von der sich die Angeklagten mittlerweile distanzieren. Die Schießerei wurde von Staatsschützern beobachtet. Sie hatten die Dev Sol-Spendensammler wegen des Verdachts auf Schutzgelderpressung observiert und nahmen die drei Angeklagten fest. Zwei weitere Yagan-Männer konnten flüchten.

Die Bundesanwaltschaft versucht nun, den drei Angeklagten die „Bildung einer terroristischen Vereinigung innerhalb der Dev Sol“ nachzuweisen. Danach habe es sich bei den fünf Männern regelrecht um ein „Killerkommando“ gehandelt. Die Auseinandersetzung sei jedoch lediglich eine „Affekthandlung“ zwischen rivalisierenden Gruppen gewesen, erklärte dagegen ein Dev Sol-Kader gegenüber der taz.

Der Angeklagte Taylan T. war 1996 selbst Opfer eines Karatas-Anschlages geworden und leidet seither an einem Trauma. „Er ist damals zusammengeschlagen worden, hat vier Wochen im Koma gelegen“, so ein Freund Taylans.

Magda Schneider