SFB prüft Senderfusion

■ Rundfunkrat reagiert auf Finanzdesaster – und übersieht weiteres Millionen-Loch

Angesichts des drohenden Finanzdesasters wird der SFB prüfen, ob sich eine Fusion mit einem oder mehreren anderen ARD-Anstalten lohnt. Der SFB-Rundfunkrat forderte die Geschäftsleitungen von SFB und ORB in einer Resolution auf, bei externen Prüfern bis Ende November ein Gutachten in Auftrag zu geben. Nach Einschätzung von Ratsmitgliedern geht es auch darum, wie viele Beschäftigte und wie viele Radio- und TV-Programme sich eine fusionierte Anstalt leisten könnte. Obwohl die miserable Perspektive des SFB schon lange klar ist, gab es bisher nie einen derartigen Prüfauftrag. Denn die CDU-Rundfunkräte um Klaus Landowsky sind strikt gegen eine Fusion mit dem ORB. Sie konnten die Resolution wohl mittragen, weil dort von einer „Zweiländer- oder Mehrländer-Anstalt“ die Rede ist.

In dem Beschluß wird einmal mehr die traurige Zukunft des SFB bestaunt. Die Lage sei „kurzfristig“ gekennzeichnet durch Ausfälle bei den Rundfunkgebühren, denn Berliner Gebührenzahler ziehen ins Brandenburger Umland oder können sich wegen Bedürftigkeit befreien lassen. Zudem fehlten „erwartete Einnahmen aus der Hörfunk-Kooperation mit dem ORB“. Dies wird in Rundfunkratskreisen damit erklärt, daß die SFB/ORB-Welle Radio1 weniger Werbeeinnahmen einspielen wird als kalkuliert. Weiter heißt es: „Mittelfristig droht dem SFB der Verlust der Mittel aus dem ARD- Finanzausgleich.“ Hintergrund hierfür ist, daß SFB-Chef Horst Schättle vergangene Woche erneut mit der Forderung abblitzte, sein Sender solle auch nach dem Jahr 2000 die bisherigen zehn Millionen Mark aus dem Ausgleich bekommen.

Unverwähnt ließ der SFB- Rundfunkrat freilich ein weiteres Finanzloch: Derzeit fließen mindestens zwölf Millionen Mark jährlich über eine Sondervereinbarung vom Mitteldeutschen Rundfunk an den SFB. Auch darauf muß der Sender in drei Jahren wohl verzichten. Der MDR werde künftig nichts mehr an den SFB zahlen, sondern sich allenfalls an einem künftigen Finanzausgleich oder Strukturfonds für andere Sender beteiligen, hieß es gestern aus ARD-Kreisen. Georg Löwisch