Module statt Schule

■ Modellversuch an der Gewerbeschule in Altona setzt auf Projektunterricht

Der klassische Unterricht an deutschen Berufsschulen trägt nicht gerade dazu bei, SchülerInnen fit fürs Berufsleben zu machen. Davon sind nicht nur Industrie und Handwerk überzeugt, sondern inzwischen auch die Berufsschullehrer selbst. Zumindest die der Staatlichen Gewerbeschule Energietechnik in Altona.

„Da geht es in einer Stunde um den elektrischen Widerstand. Dann klingelte es, und der Unterricht ist vorbei“, vereinfacht Lehrer Volker Baldus. „Eine Woche später ist dann der Draht dran.“ Nun sollen Widerstand und Draht in der Altonaer Schule zusammenkommen – und zwar im sogenannten Modul-unterricht.

Am 1. November startet ein zweijähriger Modellversuch mit dem zukunftheischenden Titel „Berufliche Qualifizierung 2000“. Anstelle der traditionellen Stunden in Technologie oder Deutsch stehen dreiwöchige Unterrichtsblöcke auf dem Programm der Gewerbeschule. Angehende Elektroinstallateure und Energietechniker sollen darin lernen, Probleme gemeinsam anzugehen und zu lösen. Eingeübt werden soll etwa die KundInnenberatung bei der Warmwasserversorgung.

Thema ist aber auch die Gestaltung des eigenen Arbeitsraumes: Der soll von den Schülern mit Beleuchtung, Steckdosen und Schaltern bestückt werden. Zur Planung gehören zunächst Schaltpläne und mögliche Energiesparmaßnahmen, anschließend muß die Anlage auf ihre Sicherheit hin überprüft werden. Die Lehrer stehen hauptsächlich als Moderatoren zur Verfügung und organisieren den Arbeits- und Lernprozeß.

Zunächst 150 BerufsschülerInnen werden an dem Modellversuch teilnehmen, der vom Bonner Wissenschaftsministerium und der Hamburger Schulbehörde finanziert wird. Berufsschullehrer Jens Klüver ist überzeugt, daß der Modulunterricht für alle Berufsschulen zukunftsweisend sein wird. Immerhin gehe es längst nicht mehr darum, „nur einen Beruf, sondern lebenslanges Lernen zu erlernen“.

Zudem werde die neue Unterrichtsform Azubis bei der Stange halten. Denn bisher, so Klüvers Erfahrung, bricht ein Drittel der Elektro-Lehrlinge die Ausbildung vorzeitig ab. Karin Flothmann