„Liebe taz...“ Populistische Forderungen

Betr.: Kellerüberflutumgen im Westen, taz vom 21.10.1998

Angesichts der Forderungen der CDU, AfB und einiger uneinsichtiger SPD-Genossen, die Notüberläufe der Regenrückhaltungen bei Starkregenfällen wieder zu öffnen, rufe ich die Umweltsenatorin dazu auf, diesen verantwortungslosen und populistischen Forderungen nicht nachzugeben, sondern nach sinnvollen Lösungen zu suchen. Eine Öffnung der Überläufe würde nur ganz wenigen der wirklich betroffenen Bewohner etwas bringen; aber große Schäden in der Natur, für die Landwirtschaft und für den Freizeitsport auf den Gewässern anrichten.

Zunächst einmal ist der Hebel bei den Hausbesitzern anzusetzen, damit alle bautechnischen Voraussetzungen getroffen werden. Ich weiß wovon ich rede: Ich wohne in einem tiefliegenden Gebiet mit fast regelmäßigen Überflutungen bei Starkregenfällen und danach auftretenden Rückflutungen. Dagegen kann man sich schützen. Ich kenne aber auch die verheerenden Folgen in der Natur, in der Kleinen Wümme mit den Nebengewässern.

Mehrere sozialdemokratische Bremer Senatorinnen und Senatoren haben sich jahrelang mit diesem Problem „Mischwasser –90“ befassen müssen. Acht Jahre lang ist es intensiv von Wissenschaftlern und Behörden untersucht und bearbeitet worden, bis es schließlich durch den grünen Umweltsenator Ralf Fücks zum Abschluß gebracht wurde. Daß daran weiter gearbeitet werden muß – und nicht zuletzt im Entwässerungsnetz investiert werden muß, daran hat nie Zweifel bestanden.

Darüber hinaus sollte aber diesen Damen und Herren der Bürgerschaft klar sein, daß sie die Verursacher künftiger Überschwemmungskatastrophen sind, wenn sie Bebauungsplänen zustimmen, deren Objekte in den grünen Niederungsgebieten mit hohen Grundwasserständen liegen, oder welche die natürlichen Speicherflächen eliminieren. Ich bin gespannt, wie sich diese Abgeordneten verhalten werden, wenn es demnächst wieder um Eingriffe in den Bremer Grüngürtel geht. Gerold Janssen