Mastenwald glimmt am Brill

■ Sie sind bis zu elf Meter hoch, sechskantig und anthrazit-grau mit Glimmer: 20 mächtige Masten für die Hochleitung der BSAG verschönern jetzt die Kreuzung

Die Brill-Kreuzung zu verschönern, läßt sich die Stadt einiges kosten. Aber den vielen Passanten, die künftig von der City in die Faulenstraße schlendern sollen, droht ein veritabler Slalom. Daß sie die 20 Stangen übersehen, die ihnen in den Weg gestellt worden sind, ist aber nicht zu befürchten: Denn die sind bis zu elf Meter hoch, sechskantig, vierzig Zentimeter im Durchmesser und anthrazit-grau mit Glimmer. Und so solide, daß zumindest die meisten auf unbestimmte Zeit stehen bleiben werden, auch wenn die Baustelle längst verschwunden ist.

Denn die Pfähle haben durchaus ihren Zweck, wenn sie auch das ästhetische Auge beleidigen mögen: In luftiger Höhe sind an den mächtigen Masten die Drähte der Oberleitung für die Straßenbahn angeknotet. Einige tragen zudem auch Straßenlaternen. „Es war vorgesehen, mit den Oberleitungen bei Wührmann, Leffers, Kaufhalle und der Sparkasse an die Gebäude zu gehen“, sagt Wilfried Donzelmann, Fachbereichsleiter bei der BSAG. Aber ein Statiker habe das verboten. Weil die Oberleitungen schwerer geworden sind, seit an der Brill-Kreuzung auch die Straßenbahn eine Kurve von der Bürgermeister-Smidt-Brücke in die Faulenstraße fahren kann, würden die Fassaden die Last nicht mehr aushalten. So ganz will die BSAG die Verantwortung aber nicht annehmen. „Das ist mit der Behörde abgesprochen, die Farbe hat das Amt für Straßen und Verkehr vorgeschrieben.“

Einige Mitglieder des Arbeitskreises aus Geschäftsleuten, die eine Aufwertung des Faulenquartiers betreiben, schlugen Alarm bei der Bau-Staatsrätin Ursula Luther, die sich inzwischen zu einer gefragten Schiedsstelle für Fragen der innerstädtischen Optik gemausert hat. Die Ingenieure von BSAG und ASV mögen doch bitte prüfen, ob die Hochleitung nicht auch mit weniger Stützen auskommen könne, riet die Staatsrätin. Der Mastenwald sei „nicht optimal“, heißt es in ihrem Hause.

So tröstet man die erschütterten Stadtästhetiker, daß sechs Masten irgendwann überflüssig werden könnten. Die Sparkasse will ihre Fassade erneuern. Da könnte man die Wand so verstärken, daß fünf Masten überflüssig werden. Und auch das im Bau befindliche Versicherungsgebäude neben Leffers soll die Straßenbahndrähte tragen können. Warum denn die Dinger schwarz, pardon, grau-anthrazit mit Glimmer sein müssen? Das sei die Standartfarbe, heißt es im Bauressort: „So werden die gemacht.“

Joachim Fahrun