Punk gegen Autobahn

■ Gegner der geplanten Autobahn A 100 in Friedrichshain stürmten Verkehrsausschuß

Von der Frankfurter Allee dringen Pfiffe und Gejohle hinauf, erste Polizeisirenen sind zu hören. Was ist da unten los? Der Verkehrsausschuß des Bezirks Friedrichshain debattiert über das Ostkreuz und die A 100 – auf der Straße stauen sich die Autos, weil 80 Autobahngegner beide Fahrstreifen sperren. Zwölf Mannschaftswagen der Polizei rücken gegen diese unangemeldete Demo der „linksalternativen Szene“ an. Kurz darauf stürmen die Jungs und Mädels von „Reclaim the streets“ den Saal. Ausschußvorsitzender Mirko Assatzk (PDS) behält die Fassung: „Wir freuen uns, daß wir die Bude voll gekriegt haben.“ Denn der Bezirk will die Fortsetzung der Stadtautobahn A 100 bis zur Frankfurter Allee ebenso wenig wie die Demonstranten.

Anlaß für die Aufregung war die Nachricht, die Deutsche Bahn wolle beim Umbau des Ostkreuzes auch einen „Vorhaltebau“ für einen späteren Autobahntunnel errichten. Die A-100-Gegner fürchten, daß Fakten geschaffen werden, bevor die Autobahn genehmigt ist. Die Planung für das S-Bahnkreuz und die A 100 laufen jedoch parallel. Derzeit finden Voruntersuchungen für das Planfeststellungsverfahren der A 100 statt, erläuterte Wilfried Brill von der Verkehrsverwaltung. Frühestens in vier Jahren könne mit dem Autobahnbau begonnen werden. Die Bahn will erst nach Abschluß der Untersuchungen im Jahr 2000 mit dem Umbau des Ostkreuzes beginnen. Die Autobahngegner hoffen jetzt auf die neue Bundesregierung. Wenn die den Bundesverkehrswegeplan durchforstet, könnte sie sowohl die A 100 als auch die Teltowkanal-Autobahn noch kippen. Jutta Wagemann