Gegen Schröder läuft die erste Wette

■ BUND-Jugend will CO2-Verbrauch eher reduzieren als die Bundesregierung. 180 Schulen werden gebraucht, 86 machen schon mit

Berlin (taz) – Auf die Antwort des neuen Bundeskanzlers warten sie noch, aber die Wette steht: die BUND-Jugend gegen die frisch installierte Bundesregierung. „Wir wetten“, lautet das Angebot an Gerhard Schröder, „daß wir zehn Millionen Kilogramm Kohlendioxid (CO2) oder zehn Prozent des Energieverbrauchs unserer Schulen in sieben Monaten einsparen.“ Am 1. November beginnt die Frist.

Das Ziel der Wette ist nicht zufällig gewählt. Der Jugendverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland bezieht sich auf die Klimaschutzvereinbarung der alten Bundesregierung: Bis zum Jahr 2005, hatte die Kohl-Regierung nach dem Umweltgipfel in Rio beschlossen, sollten 25 Prozent des CO2-Verbrauchs eingespart werden. Durch den Zusammenbruch der Industrie in Ostdeutschland sind heute bereits 15 Prozent erreicht. Für die restlichen zehn Prozent bleiben sieben Jahre. Die BUND-Jugend will beweisen: Es geht auch schneller.

Bislang haben sich 86 Schulen aus dem ganzen Bundesgebiet für die Wette angemeldet. Etwa 180 sind nach BUND-Schätzung nötig, um die Wette zu gewinnen. Die einzelnen Schulen können entweder anstreben, zehn Prozent ihres Energiebedarfs einzusparen, oder als „Kilo-Schulen“ teilnehmen. Sie helfen dann, die willkürlich gewählte Summe von zehn Millionen Kilogramm CO2 zu erreichen. An der Kilo-Sammlung können sich auch Einzelpersonen beteiligen, die „mit Schule zu tun haben“, etwa Lehrer, die mit dem Rad statt dem Auto zur Schule fahren.

Damit alles mit rechten Dingen zugeht, gibt es einen kompetenten Schiedsrichter: den Präsidenten des Umweltbundesamtes, Klaus Troge. Der Leiter des Berliner Wissenschaftszentrums, Hugo Simonis, und die Rockgruppe „Die Ärzte“ unterstützen die Wette.

Die Aktion ist für die BUND- Jugend allerdings unerwartet teuer geworden. Sie hätten nicht damit gerechnet, daß die Schulen soviel Betreuung bräuchten, sagte Thorben Becker. Zusätzliche Mitarbeiter und Infomaterialien haben zu roten Zahlen auf dem Konto geführt. Rund 30.000 Mark fehlen den Wette-Organisatoren.

Schon vor der Bundestagswahl hatten die Grünen Andrea Fischer und Joschka Fischer sowie Edelgard Bulmahn von der SPD angekündigt, die Wette zu unterstützen. Damit hat die BUND-Jugend jetzt Rückhalt von drei Ministern. Erreichen die Schulen das gesteckte Ziel, will die BUND-Jugend einen Kongreß in Bonn initiieren, den die Bundesregierung ausrichten soll. Verlieren die Schulen die Wette, will die BUND-Jugend eine ökologische Woche im Bundestag veranstalten. Jutta Wagemann

Weitere Informationen unter Tel.: 030/79 70 66 10