China blockiert Hilfsgelder für Massakeropfer

■ Staatssicherheit sperrt Konto mit Geldern, die in Deutschland lebende Chinesen für Tiananmen-Opfer gesammelt haben. Statt Hilfe zu bekommen, werden Angehörige schikaniert

Peking (dpa/AP/taz) – Der chinesische Staatssicherheitsdienst hat ein Konto mit Hilfsgeldern aus Deutschland eingefroren, das für die Opfer der blutigen Niederschlagung der studentischen Demokratiebewegung 1989 und ihre Familien bestimmt ist. Wie die in New York ansässige Menschenrechtsorganisation Human Rights in China am Dienstag berichtete, sei der früheren Professorin Ding Zilin, die einem losen Verbund der Familien der Opfer vorsteht, der Kontozugriff verweigert worden.

Die 11.620 Mark auf dem Konto hatten chinesische Studenten in Deutschland, die Dissidentenkreisen nahestehen, in diesem Sommer für die Opfer gesammelt. Als Ding Zilin, deren 17jähriger Sohn bei der Militäraktion am 4. Juni 1989 getötet worden war, bei der Bank gegen das Vorgehen protestierte, sei ihr ein Dokument mit dem Stempel der Staatssicherheit gezeigt worden. Das Konto sei zunächst bis April 1999 eingefroren, berichtete Ding, die unter ständiger Überwachung steht.

Die 62jährige frühere Philosophieprofessorin setzt sich dafür ein, daß die Regierung Namenslisten der Opfer des Massakers veröffentlicht. Bis heute ist die Zahl der Todesopfer unbekannt – die Schätzungen reichen von Hunderten bis zu Tausenden. In einer Erklärung beklagt Ding, die wegen ihres Engagements und ihrer öffentlichen Kritik an der Regierung ihren Pekinger Universitätsjob verlor, daß die Behörden bisher jeden Versuch von Angehörigen blockiert hätten, eine humanitäre Hilfsorganisation zu gründen. Statt zu helfen, hätten die Behörden Opfer schikaniert und bereits mehrfach Gelder gesperrt.

Die jetzt blockierten 11.620 Mark seien für Hinterbliebene und Verletzte mit Spätschäden bestimmt gewesen, die sehr bedürftig seien. Wie die taz aus chinesischen Dissidentenkreisen in Deutschland erfuhr, seien Gelder zur Weiterverteilung an Ding bisher nie per Bank überwiesen, sondern immer nur persönlich überbracht worden. han