piwik no script img

Geschichte der Erlöserkirche

Anfang des 9. Jahrhunderts bekam der deutsche Kaiser Karl der Große vom Kalifen Harun ar-Raschid das Muristangelände geschenkt, auf dem heute die Erlöserkirche steht. Das Areal liegt im Zentrum des alten Jerusalems, nahe der Grabeskirche. Karl der Große stiftete dort eine Marienkirche und ein Hospiz.

Über Jahrhunderte verliert sich die Spur der christlichen Mission in Palästina. 1841 gründeten Preußen und England dann das gemeinsame Bistum Jerusalem. Erst zwei Jahre zuvor wurden Nichtmuslime gleichgestellt. 1850 erkannte das Osmanische Reich die Protestanten offiziell an. 1869 kaufte Friedrich III. das Muristangelände.

Nach siebzehn Jahren wurde das anglopreußische Bistum im Jahre 1886 wieder aufgelöst. Nach seinem Regierungsantritt im Jahre 1888 kümmerte sich Wilhelm II. insbesondere um den Neubau einer Kirche in Jerusalem. Am Reformationstag des Jahres 1893 erfolgte die Grundsteinlegung. Exakt fünf Jahre später, also heute vor hundert Jahren, wurde die Erlöserkirche von Kaiser Wilhelm II. auf seiner Palästina-Reiseeingeweiht. Zugleich erwarb er das Gelände der Dormitio, wo Jesus Mutter Maria entschlafen sein soll. Im Jahre 1900 erfolgte die Grundsteinlegung für die Dormitioabtei auf dem Zionsberg.

Als drittes bedeutendes deutsch-preußisches Bauwerk in Jerusalem wurde im Juli 1907 der Grundstein gelegt für die Kaiserin-Auguste-Victoria- Stiftung und der Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg. Die Gebäude stehen auf dem höchsten Punkt Jerusalems.

Der Erste und der Zweite Weltkrieg führten jeweils zu einer Besetzung und Übernahme der deutschen Einrichtungen in Palästina durch die Briten. Die deutschen Staatsbürger wurden deportiert und zum Teil jahrelang interniert. Erst 1950 konnte die Erlöserkirche für die arabisch-lutherische Gemeinde wiedereröffnet werden.

Im israelisch-arabischen Krieg von 1948 wurden Kirche und Hospiz auf Muristan durch Granattreffer beschädigt und später restauriert. Im Juni-Krieg (Sechs-Tage-Krieg) von 1967 verlor Jordanien Ostjerusalem an die Israelis. Die Verbindung zur jordanischen Kirche wurde so erheblich erschwert.

Zwischen 1970 und 1974 fanden archäologische Ausgrabungen unter der Kirche statt – die dabei zugleich vollständig renoviert wurde. Georg Baltissen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen