Keramik-Köpfe im Sand

■ Puppen-Ausstellung im Altonaer Museum eröffnet

Im Sand liegen Dutzende kleiner Arme, Beine und Köpfe aus Keramik, säuberlich numeriert, wie es sich für Ausstellungsstücke gehört. Daneben eine Schaufel, denn in der Vitrine wird die industriearchäologische Fundsituation einer Porzellanfabrik nachgestellt. Sie ist Bestandteil der Weihnachtsausstellung „Puppen? Puppen! Puppen!!“, die gestern im Altonaer Museum eröffnet wurde.

Im Zentrum steht dabei die Spielwarenindustrie in Thüringen. Von dort aus hätten Puppen „nicht nur Deutschland, sondern die Welt erobert“, verkündet Museumsdirektor Gerhard Kaufmann. Tatsächlich stammte Anfang dieses Jahrhunderts ein Fünftel aller weltweit hergestellten Puppen aus Sonneberg, Waltershausen und den umliegenden Orten. Was als bäuerlicher Nebenerwerb begonnen hatte, wurde im 19. Jahrhundert zwar zunehmend industrialisiert, aber die schlecht bezahlte Heimarbeit spielte weiterhin eine große Rolle. Ganze Familien schufteten in engen Wohnküchen als „DrückerInnen“ (PapiermachémodelliererInnen), AugeneinsetzerInnen oder PuppenfriseurInnen.

Neben der Historie bietet die Ausstellung Buntes rund um die Puppe: Da fahren zehn Barbies auf einem rosaroten Boot spazieren, und Sissi und Lady Diana vertreten die teuren Sammlerstücke für Erwachsene. Museen sollten schließlich „nicht nur penetrant belehren, sondern auch Freude bereiten“, erläutert Torkild Hinrichsen, der die Schau zusammengestellt hat.

Vor allem soll die Ausstellung jedoch Geld einbringen. Der Weg hinein führt zunächst einmal durch einen Laden mit Spielzeug und Weihnachtsschmuck „aus Thüringer Familienbetrieben“ (Hinrichsen). Außerdem ist die Firma Schildkröt aus Mannheim vertreten, die auch im Thüringer Wald Fuß gefaßt hat. Ein Teil des Geldes, das die BesucherInnen für Matrosenpuppen und Weihnachtskugeln für den Tannenbaum ausgeben, fließt in die Museumskasse. jam

Bis zum 10. Januar 1999 im Altonaer Museum, Museumstraße 23