Schnell und sturmfest

■ 50 Stundenkilometer per Pedalkraft: Das mehrsitzige Velomobil „Lissy“ will eine echte Alternative zum Auto sein

„Für das Velomobil bremst sogar jeder Mercedes“, schwärmt Peter Lis. Aber das möchte Kollegin Heike nicht ausprobieren. „Nicht so schnell!“ protestiert sie lauthals, als Lis in die Pedale tritt. „Das ist doch noch gar nichts“, lacht er, „Lissy bringt es auf 50 Stundenkilometer.“ Es sieht ein bißchen aus wie das Gestell eines Autos und soll eben letzteres ersetzen: Das Velomobil Lissy, das zwei Erwachsene und bis zu vier Kinder befördern kann – und damit eine echte Alternative zum Benzinfresser ist, findet sein Erbauer. Über 1000 Stunden Arbeit und 6000 Mark hat der gelernte Werkzeugmacher aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg in „Lissy“ investiert. „Ich bin seit 16 Jahren arbeitslos“, erzählt Lis, „und ich wollte nicht immer nur über Umweltschutz reden, sondern etwas tun.“ Damit man Lissy bei Wind und Wetter nutzen kann, läßt sich bei Bedarf ein durchsichtiges Verdeck ausklappen – wie bei einem Cabriolet.

„Wichtig ist auch, daß man selbst bergab noch mittreten kann“, erläutert Lis, „sonst friert man im Winter leicht.“ Zwei tretende Erwachsene mit Passagieren schaffen Tagestouren von 65 Kilometern und mehr, berichtet der 60jährige. Der Vorteil gegenüber einem Fahrradanhänger sei, daß man sich während der Fahrt unterhalten kann: „Vor allem Kinder und ältere Leute sind immer begeistert.“

Jetzt steuert der Erfinder sein Gefährt auf den Radweg – da sie nur 99 Zentimeter breit ist, darf Lissy hier fahren. Kollegin Heike raunt: „Vorsicht, der Pfahl!“ Haarscharf vor dem erwarteten Aufprall dreht Lissy nach rechts ab. Mit einem Wendekreis von 3,2 Metern ist das Dreirad erstaunlich wendig. 42 Gänge sorgen für den nötigen Speed. „Aber Lissy ist auch praktisch“, erklärt Lis. Der Beifahrersitz läßt sich umklappen. „So kann man zum Beispiel Holzlatten, Getränkekisten oder einen ganzen Kühlschrank transportieren.“ Trotz der ganzen Technik, betont der Erfinder, wiegt das Rad nur rund 60 Kilogramm, „man muß es ja auch noch transportieren und verstauen können“.

Demnächst geht sein „Kind“ in Serie bei einem dänischen Hersteller. Einziger Nachteil des Wundermobils – es ist nicht ganz billig. Rund 15.000 Mark wird eine serielle Lissy voraussichtlich kosten. „Aber dafür hat man etwas fürs Leben“, gibt Peter Lis zu bedenken. Und wenn der Benzinpreis irgendwann doch auf fünf Mark steigt, rechnet sich's wieder.

Heike Dierbach

Infos unter Tel.: 045 39/82 90