Kommentar
: Auf Erfolgskurs?

■ Fugmann-Heesings Reise nach Atlanta

Besser hätte es nicht laufen können. Ursprünglich als Antrittsbesuch beim Bewag-Einsteiger Southern Energy geplant, wurde der USA-Aufenthalt von Annette Fugmann-Heesing zum Erfolgstrip. Das betrifft nicht so sehr die Sparlektionen in New York, von denen auch die Finanzsenatorin weiß, daß sie in Berlin nur begrenzt umzusetzen sind. Es ist vor allem die mit dem „Berliner Investment Center“ um ein weiteres Projekt gewachsene Zusammenarbeit mit dem Stromgiganten aus Georgia, die Fugmann-Heesing nun als Erfolg verbuchen kann. Mit ihrer Devise, daß die Schaffung von Arbeitsplätzen der beste Schutz gegen Kürzungen ist, präsentiert sich die Finanzsenatorin nicht nur als amerikanische Politikerin, sondern wildert obendrein noch in dem Terrain von Noch-Wirtschaftssenator Elmar Pieroth.

Doch muß der wirtschaftspolitische Erfolg der Finanzsenatorin zugleich ein Erfolg für Berlin sein? Während ihres dreitägigen Aufenthalts in Atlanta wurden Fugmann-Heesing, die Manager von Southern sowie zahlreiche Firmenvertreter der Region nicht müde, die Achse Atlanta–Berlin zu bemühen. Beide Städte seien nicht nur gleich groß, sondern in ihren jeweiligen Regionen auch „Gateways“ – Atlanta zum boomenden Südosten der USA und Berlin zum osteuropäischen Wirtschaftsraum, von dem ein ebensolcher Aufschwung erwartet wird.

Doch damit hören die Gemeinsamkeiten bereits auf. Anders als Berlin, wo zunehmend die weichen Standortfaktoren wie Kultur und Ambiente ins Feld geführt werden, ist das Wachstum in Georgia vor allem extrem niedrigen Löhnen, fehlenden Gewerkschaften und billigen Grundstückspreisen geschuldet. Und es sind auch nicht die neuen Dienstleistungsbetriebe, die die Wirtschaftsförderung von Southern in die Region holt, sondern zu 75 Prozent verarbeitende Betriebe. Mit diesem Know-how wird sich in Berlin freilich kein Blumentopf gewinnen lassen. Es darf also über die eigentlichen Motive des Engagements von Southern Energy in der deutschen Hauptstadt spekuliert werden. Ein Aspekt ist sicherlich die Liberalisierung des deutschen Strommarktes im kommenden Jahr. Sind die Märkte erst freigegeben, wird auch in Berlin Strom nicht nur verbraucht, sondern auch gehandelt. Hier steht Southern bereits in den Startlöchern. Die Frage nach dem Erfolg wird sich deshalb darin messen, ob das Engagement von Southern nicht nur den Großkunden zugute kommt, sondern auch den Verbrauchern. Uwe Rada