■ Bonn apart
: Der Strippenzieher

Während in Bonn alles der nächsten Überflutung harrt, da steht uns in Wirklichkeit eine ganz andere Gefahr bevor. Eine Gefahr, fast so schlimm wie der Kommunismus, schlimmer noch als die Globalisierung. Deutschland, hüte Dich vor diesem Mann.

Von jedem Kiosk prangt er uns auf der Titelseite des Stern entgegen: millionenfach. Und nur weil Claudia Nolte nicht mehr Familienministerin ist, wurde sein Abbild nicht als jugendgefährdend eingestuft. Zu sehen ist ein älterer Mann mit schütterem, fettig aussehenden Haar. So müssen Kinderschänder aussehen. Unter gesenkten Brauen schaut er uns aus einem Auge – das andere ist hinter seiner rechten Hand verborgen – drohend an. Sein Mund ist eine sich diabolisch schlängelnde Linie. Wie bei einem Marionettenspieler sind Schnüre an seinen Fingern befestigt.

Es ist der „Strippenzieher“, die „unverstandene Unschuld vom Saarland“, der „Machttechniker“, der „Ayatollah von der Saar“, der „Dorminator“, der „kaum diskursfähig ist“, ein Mann, der jetzt ständig „jammert“ und überall den „Ludergeruch politischer Intrigen wittert“. Es ist, ja, es ist der teuflische Parteichef der SPD, Oskar Lafontaine.

Wie gut, daß endlich die Maske fällt von dem Mann, den der gute Gerhard Schröder, verhext wie er ist, als größten Parteichef seit Willy Brandt bezeichnet hat, der aber in Wirklichkeit die SPD in den letzten Jahren mit grausamer Disziplin unter seiner Knute zu Einigkeit vergattert hat. Und der nun, der Stern spricht es mit Donnerhall auf seiner Titelseite aus, zu einem besonders üblen Subjekt geworden ist: Mit großen weißen Buchstaben steht da: „Der Chef“.

Und darunter enthüllt der Stern gleich sein prominentestes Opfer: „Wie lange hält Schröder noch stand?“ Aufrechte Demokraten aller Länder. Wehret Euch. Unser guter, armer Kanzler wird von dunklen Mächten bedroht. Macht es wie einst im Kampf gegen die dunklen Fluten der Oder. Schleppt Sandsäcke herbei, schichtet sie auf um die Residenz des Bösen, das Finanzministerium. Die Bundeswehr steht auch schon bereit. Markus Franz