Ein Extra-Mann für den Boulevard

■ Neue Mitarbeiter verkaufen rot-grüne Politik im Bundespresseamt

Der 30. Oktober 1998 war ein schwarzer Tag für die Satire in Deutschland. Gestern verabschiedete sich ein Meister. Bei Otto Hauser, Kohls letztem und schillerndstem („Ich weiß alles!“) Regierungssprecher gab es sogar in der seriösen Bundespressekonferenz etwas zu lachen. Gestern zog Hausers Nachfolger, der Sozialdemokrat Uwe-Karsten Heye ins Bundespresseamt (BPA) ein.

Aber Hauser hatte noch einen letzten Auftritt. Ausgerechnet als Neusprecher Heye vor Kanzler Schröder und der versammelten Belegschaft die bisherige Arbeit des BPA beschrieb – „Sie hatten nicht die Gelegenheit, ihre Kreativität zu entfalten“ –, just in dieser Sekunde platzte der verspätete Hauser herein. „Kommen Sie ruhig vor, Herr Hauser!“, feixte Schröder und der Saal lachte. Hauser und der scheidende Kanzleramtsminister Friedrich Bohl, bisher Chef des BPA, gehen. Seltsam verloren wirkten die beiden treuen Diener Helmut Kohls neben den Mitarbeitern Gerhard Schröders, die nun ihren Platz einnehmen.

Uwe Karsten Heye, 58, erlaubt sich sogar Ironie, wenn er die Worte seines Kanzlers an die Presse weitergibt. Der gelernte Journalist war schon Redenschreiber für Willy Brandt, ZDF-Redakteur und Schröders Sprecher in Niedersachsen. Mit kollegialem Handschlag hatte Heye die Journalisten an der Pforte des BPA begrüßt. Seine Stellvertreterin Charima Reinhardt duzt einige Medienvertreter. Bis vor ein paar Tagen war die schöne Vierzigjährige, die vom grünen Koalitionspartner vorgeschlagen wurde, noch für die Bonner Berichterstattung der Frankfurter Rundschau zuständig. Im Vorstand der Bundespressekonferenz wachte sie bisher über Regel und Anstand.

Daß dies nichts mit Spießigkeit zu tun hat, bewies Reinhardt, als sie 1997 den Bundespresseball eröffnete. Zum Tanz mit Bundespräsident Roman Herzog zeigte sie im rückenfreien Ballkleid ein Schulter-Tattoo. Gestern nicht im Bundespresseamt war Bela Anda. Auch er ist neuer stellvertretender Regierungssprecher. Der 35jährige kommt direkt von der Bild und soll sich um die Boulevardpresse kümmern. Robin Alexander