„Abschalten technisch kein Problem“

■ Grüne fürchten lange Laufzeit des Atomkraftwerks Unterweser

Das Atomkraftwerk Unterweser in Esenshamm soll spätestens im Jahr 2003, möglichst noch früher, abgeschaltet werden. Das fordert das Grün-Alternative Bündnis (GAB) im Kreistag Wesermarsch. Die Fraktionsmitglieder der GAB haben jetzt ihre lokalen Erwarungen an die Atompolitik der rot-grünen Bundesregierung präsentiert.

„Technisch kann man das AKW über Nacht abschalten“, sagte Hans-Otto Meyer-Ott, der seit Anfang der 80er Jahre im „AK Wesermarsch“ gegen den Atommeiler kämpft und GAB-Fraktionsmitglied ist. "Wenn tatsächlich eine Laufzeit von 25 Jahren vereinbart würde, wäre im Jahr 2003 Schluß.“ Meyer-Ott fürchtet aber, daß die Atomwirtschaft in den nun beginnenden Ausstiegsgesprächen eine Laufzeit bis zu 40 Jahren durchsetzen könnte – das würde eine Restlaufzeit bis 2018 bedeuten.

Zudem warnte Meyer-Ott davor, neue Zwischenlager-Möglichkeiten in den Atomkraftwerken noch vor dem Abschluß der Gespräche einzuführen. „Wer jetzt einem solchen Zwischenlager zustimmt, der stimmt auch einem reibungslosen Weiterbetrieb des Atomstandorts zu.“

Derzeit gibt es im AKW Unterweser ein Abklingbecken für Brennelemente sowie ein Lager für leicht- und mittelradioaktive Abfälle, das auch vom Atomkraftwerk Stade mitgenutzt wird. Eine Konditionierungsanlage ist im Bau. Die GAB fordert, daß verstärkt unabhängige Gutachter neben dem TÜV für die Überprüfung des Atomkraftwerkes herangezogen werden, und daß es keine Transporte von Atommaterial mehr von und nach Esenshamm gibt.

Kritik richtet sich auch gegen örtliche Politiker von SPD und CDU, vor allem gegen den SPD-Landrat Udo Zempel. Noch in der Wahlnacht habe Zempel unter anderem einen sofortigen Ausstieg aus der Atomwirtschaft gefordert. Einen GAB-Antrag im Kreistag wenige Tage später habe Zempel aber abgelehnt.

In dem Antrag war gefordert worden, das AKW bis zum Abschluß einer geforderten Schwachstellenanalyse abzuschalten. „Das waren also nur verbale Bekundungen – wenn die Nagelprobe kommt, fällt Zempel um“, so die GAB.

Auch mit dem zweiten Vorsitzenden des CDU-Ortsverbandes Rodenkirchen, Lars Kranz, geht Meyer-Ott hart ins Gericht. Kranz hatte in der Nordwest-Zeitung angekündigt, die örtliche CDU werde sich in den nächsten Wochen „massiv für den Erhalt des Kernkraftwerks Unterweser einsetzen“. Man tue dies „für die Arbeitsplätze, für ökologisch sinnvollen und auch preiswerten Strom und für eine weiterhin finanzstarke Gemeinde“, erklärte der junge CDUler. In der CDU-Position sieht Meyer-Ott die Haltung eines „opiumsüchtigen Konkursverwalters“. cd