Die mit der Bestie kämpft

■ Winona LaDuke öffnet in ihrem ersten Roman „Last Standing Woman“ einen Vorhang zur Welt der Ojibwe

Dreimal kehrt Ishkewegaabawiikwe – Last Standing Woman (die Bis-zum-Schluß-aufrechte-Frau) zurück. Dreimal kämpft sie gegen die Ignoranz der weißen „Bestie“ – und am Ende gibt es so etwas wie Hoffnung.

Winona LaDuke, Tochter einer jüdischen New Yorkerin und eines bekannten Medizinmannes, eine mit vielen Preisen ausgezeichnete politische Aktivistin, öffnet uns einen Vorhang zur Welt der Ojibwe in Minnesota. Ihr erster Roman Last Standing Woman (Frederking & Thaler) erzählt die authentische Geschichte des Reservates „White Earth“ von 1862 bis zur Gegenwart und wagt sogar einen Blick in die Zukunft bis 2018. Ishkewegaabawiikwe und die anderen Frauen der Ojibwe sind ihre Heldinnen – aber identifizieren kann frau sich mit ihnen anfangs kaum. Durch den etwas märchenhaften Stil bleiben wir ZuschauerInnen. Die Verbrechen der weißen Siedler und Behörden gegenüber einer jahrhundertealten Kultur rufen so vielleicht keine schnell aufschäumende, dafür aber anhaltendere Empörung hervor.

Parallel zum Inhalt ändert sich ihre Erzählweise, je näher sie der Gegenwart kommt – und 1990 fiebert man schließlich mit den bewaffneten BesetzerInnen der Stammesbüros mit, als das FBI mit Tränengas angreift. Die Figur der Journalistin Alanis Nordstrom, die stark autobiograhische Züge LaDukes trägt, ist es, die das Eis bricht – vielleicht, weil sie in ihrer Art an eine Detektivin aus einer Frauenkrimireihe erinnert. Allerdings ist ihre „Heimkehr“ nach White Earth doch etwas zu vorhersehbar. An dieser Stelle fehlen die zügigen ungewöhnlichen Wendungen, die Last Standing Woman ansonsten auszeichnen.

Nichtsdestotrotz ist LaDukes erster Roman ein politisches Geschenk – ein Buch, das im Denken und Fühlen Anker legt.

Heike Dierbach

Lesung mit Winona LaDuke morgen 19 Uhr, Völkerkundemuseum, Rothenbaumchaussee 64