Zierfische statt saurer Gurken

■ Private Vermittlungsagenturen assistieren seit diesem Sommer dem Arbeitsamt bei der Suche nach Jobs für Langzeiterwerbslose

Frau B. hat früher bei Essig Kühne Gurken ins Glas gesteckt. Dann verlagerte die Firma ihre Produktion aus Hamburg weg. Frau B. wurde arbeitslos. Im Arbeitsamt Eimsbüttel war sie zwei Jahre lang nur einer von vielen Fällen: jährlich 750 Erwerbslose betreut dort jeder Vermittler. Fast jeder zweite Erwerbslose ist länger als ein Jahr ohne Job. „Schwer vermittelbar“ sind diese Menschen im Jargon des Arbeitsamtes. Frau B. zählte noch im Sommer dieses Jahres dazu. Dann schickte das Arbeitsamt sie zur privaten Arbeitsvermittlung der Dekra. In Einzelgesprächen kam heraus, daß B. einen Faible für Zierfische hat, und aus dem Hobby wurde ein Beruf. Seit Oktober arbeitet die ehemalige Kühne-Angestellte in einer Zoohandlung.

29 Langzeitarbeitslosen verschafften die vier MitarbeiterInnen der Dekra seit August neue Stellen. In Gesprächen versuchen sie, Fähigkeiten, Wünsche und Möglichkeiten der Erwerbslosen herauszufinden, bieten Hilfe bei der Bewerbung, aber auch bei der Lösung anderer Probleme. Einer alleinstehenden Mutter werden Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder gesucht, einem überschuldeten Familienvater Wege aus der Zahlungslast. Neue Jobs aquirieren die Vermittler im direkten Gespräch mit potentiellen Arbeitgebern.

„Die Dekra ist für uns eine assistierende Arbeitsvermittlung“, bestätigt der Chef des Eimsbütteler Arbeitsamtes, Bernd Schröder. 500 Langzeitarbeitslose schickte er den privaten Vermittlern bisher; bis Ende 1999 sollen möglichst viele von ihnen in Lohn und Brot stehen. Für jeden, der länger als sechs Monate im neuen Job bleibt, zahlt das Arbeitsamt eine Pauschale von 2000 bis 4000 Mark. Kostendeckend ist das, so rechnet Matthias Jensen von der Dekra vor, „wenn jeder Vermittler pro Woche eine Vermittlung schafft“.

Ganz so hochgesteckte Ziele hat Harald Hansen nicht. Auch seiner Vermittlungsagentur FITS Job Konzepte schickte das Eimsbüttler Arbeitsamt 500 Empfänger von Arbeitslosenhilfe. In Einzelgesprächen und sogenannten Assessments analysieren die fünf FITS-MitarbeiterInnen, wie es um die Job-Chancen ihrer Klientel steht. „Dabei geht es uns nicht darum, Unfähigkeiten festzustellen“, betont Hansen, sondern „passende Lösungen“ für Firmen und Arbeitssuchende zu finden. FITS steht für fitting solutions.

Hansen weiß, daß es schwer sein wird, diese Lösungen immer zu finden. Seit August hat FITS sieben Langzeitarbeitslosen einen Job besorgt. Sein „Top-Ziel“ wäre es, „120 Menschen bis Ende –99 in den Job zu bekommen.“

Karin Flothmann