Semesterticket droht am Preis zu scheitern

■ Studentenparlamente von FU und HU gegen Urabstimmung über Preisvorschlag des VBB

Das Semesterticket droht auf der Zielgerade zu scheitern. Nach dem StudentInnenparlament der Freien Universität (FU) hat es nun auch die studentische Vertretung an der Humboldt-Univesität (HU) abgelehnt, eine Urabstimmung über das Ticket anzusetzen. Den StudentInnen ist der Preis von 227,50 Mark, den der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zuletzt angeboten hat, zu hoch.

Der Fahrschein soll sechs Monate lang für alle Verkehrsmittel in Berlin und Brandenburg gelten. Auch VBB-Chef Uwe Stindt selbst hatte in der Vergangenheit niedrigere Preise genannt, war damit jedoch auf den Widerstand der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und der S-Bahn gestoßen.

Unstrittig ist, daß der Betrag, den die Studenten in Berlin und Brandenburg bislang für Fahrkarten ausgeben, zu gleichen Teilen auf alle Studenten umgelegt werden soll. Damit sollen jene Studenten, die bislang nicht mit Bus und Bahn fahren, an den Kosten beteiligt und zum Umsteigen animiert werden.

Der SPD-Abgeordnete Christian Gaebler kritisierte jedoch, die Berechnungen der Verkehrsbetriebe seien „zu ihren Gunsten geschönt“. BVG und S-Bahn hätte die Fahrgastzahlen aus dem umsatzstärksten Monat Januar kurzerhand auf das ganze Jahr hochgerechnet. In Wahrheit gebe es daher beim Preis einen „deutlichen Spielraum nach unten“. Notfalls müsse ein unabhängiges Gutachten eingeholt werden. Ebenso wie der bündnisgrüne Parlamentarier Michael Cramer forderte Gaebler, die Verkehrsverwaltung solle sich endlich in die Verhandlungen einschalten.

Deren Sprecherin Petra Reetz erklärte jedoch, ihre Behörde könne „nicht als Schlichter auftreten“, weil sie nachher die Tarife genehmigen müsse. Wenn sie sich schon zuvor in die Verhandlungen einmische, sei ihre Unabhängigkeit in Gefahr. Sollten aber Abgeordnetenhaus oder Senat aber einen bestimmten Preis festlegen, werde die Verkehrsverwaltung eine solche Entscheidung umsetzen. Grundsätzlich hatte sich Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) wiederholt für ein Semesterticket ausgesprochen und die Verkehrsbetriebe zu mehr Flexibilität bei der Tarifgestaltung aufgefordert.

Florian Böhm, Sprecher der studentischen Semtix-Koordination, zeigte sich dennoch optimistisch, daß es bis kommenden Montag zu einer Einigung mit den Verkehrsunternehmen kommt. Nur dann ist die Einführung des Tickets zum Sommersemester 1999 noch möglich. Um die Tür nicht ganz zuzuschlagen, bezeichnete es Böhm als „gangbaren Weg“, über das Ticket und den Preis separat abzustimmen, wie es an der Technischen Universität (TU) geplant ist. Ralph Bollmann