Anschlag in Ankara gescheitert

Islamisten wollten zum 75. Jahrestag der Türkischen Republik ein mit Sprengstoff vollgepacktes Kleinflugzeug auf das Atatürk-Mausoleum stürzen lassen  ■ Aus Istanbul Jürgen Gottschlich

Nur dem Wetter hat die Türkei es zu verdanken, daß die Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Gründung der Türkischen Republik nicht in einem Blutbad endeten. Weil am 28. Oktober, dem Tag vor den großen Feierlichkeiten, das Wetter im Westen der Türkei für kleine Sportflugzeuge zu schlecht war, kam ein geplantes Selbstmordattentat einer Gruppe militanter Islamisten nicht zustande.

Meldungen der türkischen Presse, daß ein großangelegter Terroranschlag auf das Mausoleum des Republikgründers Mustafa Kemal (Atatürk) in Ankara und eine gleichzeitige Besetzung einer großen Moschee in Istanbul nur durch Zufall verhindert werden konnten, wurden gestern vom Istanbuler Polizeipräsidenten bestätigt. Die ersten Hinweise auf ein geplantes Terrorattentat erhielten Reporter des Privatsenders Kanal D. Die daraufhin eingeleiteten polizeilichen Ermittlungen führten zur Festnahme einiger Leute, die zugaben, die Besetzung der Istanbuler Fatih-Moschee vorbereitet zu haben. Während der Verhöre kam heraus, daß die Festgenommenen zu einer größeren Gruppe gehörten, die anläßlich des Jahrestages zwei Anschläge geplant hatte. Die zweite Gruppe sollte eine Sportmaschine chartern, mit Sprengstoff beladen und dann, als Kamikaze-Aktion, auf das Atatürk-Mausoleum stürzen.

Die türkische Polizei hat mittlerweile 23 Leute verhaftet, die alle aus der Bundesrepublik eingereist sind. Sie gehören zur Organisation der „Union islamischer Gemeinden“, die ihren Sitz in Köln hat und Mitte der achtziger Jahre von Celalettin Kaplan, dem sogenannten Chomeini von Köln, gegründet wurde. Unter den Verhafteten sind der Emir von Sivas, Mehmet Demir, angeblich der Chef des Kommandos, und Tuncay Gög, Leiter der Jugendorganisation der Kölner Islamisten. Die Union islamischer Gemeinden wird zur Zeit von Metin Kaplan, dem Sohn des verstorbenen Celalettin Kaplan, geleitet.

Die Islamisten hatten nach Angaben der türkischen Polizei bereits ein Sportflugzeug gechartert und einige Probeflüge durchgeführt. Geplant war, das Flugzeug am 28. Oktober in die Nähe der Stadt Eskișehir zu bringen, wo die Gruppe eine Farm als Hauptquartier angemietet hatte. Dort sollte der Flieger mit Sprengstoff beladen werden und nach Ankara starten. Die Polizei fand auf der Farm große Mengen Sprengstoff und Waffen, aber auch ein Transparent mit der Aufschrift „Atatürk, wir folgen dir“, das von dem Flugzeug gezogen werden sollte, damit es wie ein Propagandaflug im Rahmen der Feierlichkeiten aussah.

Während der Feier am vergangen Donnerstag waren neben der türkischen Staatsspitze auch etliche ausländische Präsidenten und Regierungschefs versammelt, unter anderem Israels Präsident Eser Weizman und Großbritaniens Prinz Andrew. Aus Bonn war der frühere Bundestagsvizepräsident Ulrich Klose anwesend.