Alles nur Kopfsache

Bester Zweitligafußball beim 3:1 von Arminia Bielefeld im Spitzenspiel gegen die Tennis Borussen aus Berlin  ■ Aus Bielefeld Michael Becker

Die Partie des Tabellenvierten Arminia Bielefeld gegen den Zweiten Tennis Borussia war von der Konstellation her das, was gemeinhin als Spitzenspiel bezeichnet wird. Allerdings ein eher untypisches. Zu Spitzenspielen kommen normalerweise viele Menschen, zur Bielefelder Alm nur enttäuschende 10.507 – der zweitschlechteste Besuch der Saison. Keinesfalls enttäuschend, aber ebenso untypisch für ein Spitzenspiel: Die Begegnung erfüllte die Erwartungen, es wurde guter Fußball gespielt.

Zweifellos war es eines von jenen Fußballspielen, die mit dem Kopf entschieden werden. In der zweiten Minute prallte Bielefelds Torhüter Georg Koch mit dem Kopf gegen den Pfosten seines Tores, als er einen Schuß des Berliner Spielmachers Copado über die Querlatte lenkte. Nach dem fälligen Eckball mußte er dann zusehen, wie TeBe-Verteidiger Fahed Dermech den Ball aus wenigen Metern – per Kopf – über die Torlinie bugsierte. „Der hatte doch noch einen Brummschädel“, munkelten die Experten auf der Tribüne.

In den folgenden zwanzig Minuten demonstrierten die Berliner, daß sie zu Recht vorne in der Tabelle zu finden sind. Ballsicher und mit flexiblem Spielaufbau kontrollierten sie die Partie. Nur ein weiteres Tor wollte nicht gelingen. Das schaffte Bielefeld. Und zwar zu einem Zeitpunkt, als niemand damit rechnete. René Rydlewicz versuchte es nach einer halben Stunde einfach mal mit einem Schuß von der Strafraumgrenze – und traf.

„Danach haben wir etwas den Kopf verloren“, analysierte Berlins Stürmer Harun Isa nach dem Abpfiff. Womit er wohl recht hatte, denn nun war Bielefeld die bessere Mannschaft. Die Belohnung: Das 2:1 durch Bruno Labbadia kurz vor der Pause. Bei einem von Hofschneider knallhart in den Strafraum geschossenen Freistoß reagierte der Bielefelder Kapitän am schnellsten. Kopfsache? TeBe- Trainer Gerland jedenfalls brummte: „Wenn ein Ball durch den ganzen Strafraum fliegt, muß einer meiner Abwehrspieler schon mal den Mut aufbringen, sein Köpfchen dazwischenzuhalten.“

Als dann Labbadia drei Minuten nach der Pause erneut traf, war die Partie entschieden. Bielefeld kombinierte überlegen und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen, auch wenn dem eingewechselten Faruk Namdar eine Viertelstunde vor dem Ende beinahe noch der Berliner Anschlußtreffer gelungen wäre – per Kopf, wie sich fast von selbst versteht.

Und nach dem Spiel? Da redeten sich Journalisten und Verantwortliche die Köpfe heiß. Bielefelds Präsident Schwick gab zu Protokoll, daß sein Stürmer Giuseppe Reina am Saisonende zu Borussia Dortmund wechseln wird. Viel diskutiert wurde auch ein mögliches Engagement von Hermann Gerland bei Arminia Bielefeld, wenn Übergangstrainer Thomas von Heesen dort im Sommer seinen Dienst quittiert. „Ich fühle mich in Berlin sehr wohl, aber es zieht mich aus persönlichen Gründen auch wieder näher zu meiner Heimat, dem Ruhrgebiet“, so Gerland, „eine Entscheidung wird in der Winterpause fallen.“ Zum Spiel sagte er: „Wir haben hier nicht gegen irgendwen verloren. Bielefeld hat wahrscheinlich den stärksten Kader der Liga.“ Und so konnten am Ende alle erhobenen Kopfes nach Hause fahren.

Tennis Borussia: Curko – Raickovic – Melzig, Dermech – Can (70. Tredup), Hamann, Akrapovic, Szewczyk – Copado (61. Stankovski) – Aracic, Isa (46. Namdar)

Zuschauer: 10.507; Tore: 0:1 Dermech (2.), 1:1 Rydlewicz (30.), 2:1 Labbadia (43.), 3:1 Labbadia (47.)

Arminia Bielefeld: Koch – Stratos (86. Straal) – Meißner, Boy – Peeters, Rydlewicz (74. Bagheri), Hofschneider, Böhme (89. Baluszynski), Maul – Labbadia, Reina