14 Stunden Kunst für lau

Am Sonnabend laden Hamburger Museen zum Tag der Kunstmeile. Zu sehen ist alles von Pop-Design bis zur klassischen Moderne  ■ Von Hajo Schiff

Kunst satt, von morgens bis Mitternacht und bei freiem Eintritt: Das bekommen die HamburgerInnen an diesem Sonnabend geboten, beim zweiten „Tag der Kunstmeile“. Mag sonst die Zusammenarbeit von Museen und Galerien in der Hansestadt nicht gerade optimal sein, einmal im Jahr ziehen zwölf von ihnen am gleichen Strang. Zwischen Binnenalster und Hafenelbe wird sich der kulturelle Spazierweg erstrecken, immer an den Bahnschienen entlang.

Zwar bedarf es einiger Anstrengung, die Verkehrsschlagader Wallring als Flaniermeile wahrzunehmen, zumal dann, wenn für Verschönerungen das Geld fehlt. Nach jahrelangen Kürzungen ist Geldmangel im Kulturbereich ein fast jede Kreativität blockierendes Dauerargument geworden.

Was dennoch geboten werden kann, zeigt sich beim Gang über die Kunstmeile. Bis auf die Ausnahme der „Chagall, Kandinsky, Malewitsch“ – Ausstellung in der Kunsthalle sind von morgens um zehn bis Mitternacht alle laufenden Sonderausstellungen zu begutachten. Die Deichtorhallen zeigen eine eindrucksvolle Sammlung klassischer Moderne und eine hervorragende Zusammenstellung aktueller junger Kunst aus Großbritannien und den USA. Im Kunstverein gibt es den ambitionierten Zyklus „fast forward“ zu sehen; außerdem wird Kunst aus Marseille im Kunsthaus geboten, Pop-Design im Museum für Kunst und Gewerbe, schöne Landschaften von Max Beckmann und die Absonderlichkeiten des deutschen Kunststars Rosemarie Trockel in der Galerie der Gegenwart. Dazu läuft ein fast pausenloses Aktionsprogramm von der Kindermalschule bis zur Kunstparty, von Katalogsonderverkäufen, Performances und Konzerten bis zu Filmen und Führungen.

Derartige Kunstfeste werden gerne besucht: 25.000 Menschen kamen voriges Jahr zum ersten Hamburger Versuch dieser Art. In Berlin waren die Museumsnächte schon derartig erfolgreich, daß einzelne Häuser wegen Überfüllung zeitweilig geschlossen werden mußten.

Anderes als in der Hauptstadt gilt in Hamburg die Aufmerksamkeit nicht allen Kunstinstituten, sondern nur der Kunstmeile. Knapp zwei Monate, bevor sie wirtschaftlich selbständig werden, wollen die beteiligten Häuser neue Freunde gewinnen, die wiederkommen. Die Museen brauchen eine starke Stammkundschaft, damit sie nach der Herauslösung aus dem Behördenverbund weiterhin funktionieren können. Der „Tag der Kunstmeile“ verspricht also nicht nur kulturelles Vergnügen. Hohe Besucherzahlen sind auch ein Signal an Senat und Bürgerschaft, daß den Hamburgern die Kunst nicht ganz unwichtig ist.

Samstag, 7. November, 10 bis 24 Uhr, Programme in allen Häusern. Kostenfreier Bus-Shuttle zwischen den Instituten alle halbe Stunde. Besondere Veranstaltungen: Fassadeninstallation und Performance von Lili Fischer: Deichtorplatz, 15 Uhr. Film von Martin Kreyssig: „Alan Charlton – uncut: Ich habe nichts zu sagen und dies sag ich“, Vierfach Non-Stop-Parallelprojektion eines Entwurfs zu einem Filmessay über den britischen Minimalisten, TiK – Thalia in der Kunsthalle, 11 bis 15.30 Uhr. Fest in der Markthalle ab 22 Uhr.