Wintercheck fürs Radl
: Pauschalinspektion

■ Keine Abzocke durch Lockangebot

Das Hinterrad quietscht, das Rücklicht funktioniert nicht und vorne vibriert eine Monster-Acht. Nach dem Sommer müßte das vielbenutzte Rad generalüberholt werden. Zumal jetzt die nasse und dunkle Saison begonnen hat. Dazu bietet der Verbund selbstverwalteter Fahrradbetriebe (VSF) auch in diesem Jahr wieder für 60 Mark seinen „Wintercheck“ an.

Das hört sich für den Laien ziemlich teuer an, liest man sich das Angebot durch: Schaltung, Bremsen und Lagerung werden nachgestellt, die Lichtanlage geprüft, Sattelstütze und Vorbau gefettet, alle Schrauben nachgezogen, die Laufräder zentriert, Reifen aufgepumpt sowie alle weiteren Schäden protokolliert und nach Rücksprache repariert. Sicher – die Reifen neu aufpumpen kann jeder. Aber Lager und Schaltung neu justieren? Dafür braucht's Spezialwerkzeug. Also doch besser die Fachleute ranlassen – dachte sich der VSF und rief den Wintercheck ins Leben.

Und auch die 60 Mark sind ein faires Angebot, bedenkt man, daß etwa in dem Bremer VSF-Betrieb „radschlag“ eine Arbeitsstunde mit 72 Mark zu Buche schlägt. Ähnliche kalkulieren auch die übrigen VSF-Betriebe in Bremen wie Speiche, Radhaus Findorff oder der Werkhof. „Wir schätzen sogar, daß die Kunden ein Plus von etwa zehn Prozent machen“, sagt Christoph Behnke vom „radschlag“.

Doch profitieren natürlich auch die Radprofis von der Aktion. Behnke: „Zum einen können wir so im Frühjahr die Wartezeiten verkürzen.“ Und zum anderen werden so natürlich auch die Gesamtaufträge auf das ganze Jahr verteilt. Dadurch können die Betriebe mehr Festangestellte beschäftigen. Sonst müßte man Saisonkräfte im Sommer einstellen, die im Herbst gehen müßten.

Auch den Vorwurf der „Abzocke“ weist er von sich. Im Schnitt leistet sich jeder Kunde noch zusätzlich für 50 Mark neue Radkomponenten. Also doch Nepper, Schlepper, Bauernfänger? Behnke: „Eine Kette sollte etwa alle drei Monate ausgetauscht werden. Sonst gehen die vorderen Zahnkränze kaputt, die bei guter Wartung eine fast unbegrenzte Lebensdauer haben. Damit geben die Kunden anfangs mehr Geld aus, sparen aber effektiv.“ Jens Tittmann

P.S.: Ein anonymer Selbsttest hat die Angaben von „radschlag“ bestätigt und das taz-Radl als gemeingefährlich geoutet.