Hoffnung für Telekom

■ Wirtschaftsminister Müller gegen eine starke Deregulierung des Telefonmarktes

München (rtr/dpa) – Bundeswirtschaftsminister Werner Müller will die bisherige Regulierungspolitik für den Telekommunikationsmarkt überprüfen. Er werde die grundsätzlichen Kriterien der Regulierungspolitik mit denjenigen erörtern, die konkrete Entscheidungen zu fällen hätten, sagte Müller der Süddeutschen Zeitung. Was die Deutsche Telekom AG betreffe, sehe er sich als Anwalt der Bürger und der Telekom-Mitarbeiter, die Telekom-Aktien besitzen und sich im Falle einer überzogenen Regulierung Sorge um den Wert ihrer Anlage machen müßten, sagte Müller.

Wenn die bisher der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation von der Telekom vorgelegten Kostenrechnungen stimmten, habe er durchaus Verständnis für die Argumentation des Ex-Monopolisten, sagte Müller weiter.

Die Konkurrenten der Deutschen Telekom AG haben deren finanzielle Forderung für die Überlassung von Telefonanschlüssen als überzogen und nicht nachvollziehbar zurückgewiesen. Bei einer öffentlichen Anhörung der Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post in Bonn lehnten es die beteiligten Unternehmen gestern geschlossen ab, der Telekom für die Nutzung der sogenannten letzten Meile vom Hausanschluß zur Vermittlungsstelle ein monatliches Entgelt von 47,26 Mark zu zahlen.

Ein Vertreter des Unternehmens Netcologne bezeichnete diese Forderung als „Phantasiepreis“. Die Regulierungsbehörde will Ende November über die sogenannte entbündelte Teilnehmeranschlußleitung entscheiden. Danach wird es den neuen Telefongesellschaften möglich sein, Kunden direkt über die Haus- und Wohnungsanschlüsse der Telekom mit ihren Netzen zu verbinden. Die Telekom muß ihren Konkurrenten diesen Zugang gewähren, darf dafür aber eine vom Regulierer festzusetzende Miete verlangen.

Nach einem vorläufigen Beschluß beträgt diese derzeit 20,65 Mark zuzüglich Mehrwertsteuer. Die Mehrheit der neuen Gesellschaften hielt auf der Anhörung einen Preis zwischen 10 und 20 Mark für gerechtfertigt. Sie warfen der Telekom vor, in ihrer Kalkulation ungerechtfertigt Kosten für den laufenden Personalabbau oder das Projekt „Schulen ans Netz“ einberechnet zu haben. Außerdem stehe die Forderung in einem „abstrusen Verhältnis“ zum Preis von 21,39 Mark, den sie von ihren eigenen Endkunden für einen normalen analogen Anschluß verlange, meinte eine Vertreterin der Düsseldorfer Telefonfirma Otelo.

Der bei der Telekom für Regulierungsfragen zuständige Geschäftsbereichsleiter Hans-Willi Hefekäuser wies diese Kritik zurück. Wenn die neuen Anbieter meinten, Teilnehmeranschlüsse zu weit geringeren Kosten bauen zu können, stehe ihnen frei, dies zu tun. Sie hätten jedoch keinen Anspruch darauf, diese Leistungen von der Telekom zu den von ihnen genannten Preisen zu erhalten.