Musikalische Schnitzeljagd rund um den Globus

■ Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen stellt neben dem neuen Programm auch neue Konzepte vor

Nun kommt auch die scheinbar so junge „Deutsche Kammerphilharmonie Bremen“ in die Jahre – 1980 schon taten sich die ersten MusikstudentInnen zusammen. Seit 1992 ist das Orchester in Bremen ansässig, und der alte Schwung ist ungebrochen. Muß er auch – denn zwei Drittel des Etats spielt das Orchester selbst ein. Letztes Jahr hat der Niederländer Job Maarse das Management übernommen: Es sei, so sagte er damals, „ein Traumjob“.

Was auf der diesjährigen Pressekonferenz deutlich wurde: Einfach so weitermachen reicht nicht. Eine Unternehmensberatung wurde für die Strukturierung des Büros hinzugezogen, ein Förderkreis gegründet, der nicht nur Spenderfunktion hat, und die Sparkasse als neuer Sponsor gewonnen. Fahrdienste für das Publikum aus dem Umland sollen einfacher organisiert werden.

Auf der inhaltlichen Ebene expandiert man auch – auf der Basis erprobter und bewährter Reihen. So ist die Kammermusikreihe diesmal dem Werk der französischen Komponistin Louise Farrenc gewidmet, deren Gesamtwerk jetzt in Oldenburg herausgegeben wurde. Außerdem gibt es „eine musikalische Schnitzeljagd durch die ganze Glocke“ für Familien und eine Bearbeitung der „Kinderszenen“ von Robert Schumann. Des weiteren wird aus dem letztes Jahr erstmalig durchgeführten Komponistenporträt, das Hanns Eisler gewidmet war, eine Reihe: Der umstrittene Krysztof Penderecki ist drei Tage in der Hansestadt.

Das „Response“-Projekt wird ausgebaut: MusikerInnen und KomponistInnen gehen in Schulklassen jeden Alters. „En passant“ und „Auftakt“, die beiden gut besuchten Einführungsveranstaltungen, gehen ebenso weiter wie der „Sommer in Lesmona“, der diesesmal den Titel „Opera and Jazz“ erhält. Und das Orchester wird in einer vertieften Kooperation mit dem Musikfest dessen „Orchestra in Residence“.

Die bisher recht ungeordnet produzierten CDs der Kammerphilharmonie sollen nun in einer erkennbaren Reihe erscheinen. Den Anfang macht eine Beethoven-CD mit Daniel Harding. Tourneen führen nach Spanien, Südostasien, Costa Rica, Türkei.... aber „am liebsten spielen wir in Bremen“, sagt Job Maarse. Wie schön für uns.

Die acht Abonnementskonzerte bieten ausgesprochen attraktive Programme, wenn man einmal übersieht, daß es Experimente nicht mehr in dem Maße gibt, wie sie noch vor Jahren von der Kammerphilharmonie erwartet wurden. Kann es auch nicht, denn inzwischen 1.000 Abonnenten sind nur zu halten und zu vermehren mit klassischer und romantischer Kost als Grundlage. Bleibt eine Uraufführung – die des Violinkonzertes von Manfred Trojahn. Der ab Oktober 1999 amtierende neue musikalische Direktor Daniel Harding dirigiert nur ein Abonnementskonzert, dazu ein sogenanntes Sonderkonzert. Ansonsten sind Dirigenten tätig, von denen allererste Sahne erwartet werden kann und mit denen schon viele Erfahrungen gemacht wurden: Heinrich Schiff (“mit dem verstehen wir uns blind“), Trevor Pinnock (“der hat sich bei uns beworben“), Heinz Holliger (“was er vorschlägt, nehmen wir unbesehen“).

Auch die SolistInnen lassen Vorfreude aufkommen: die Klarinettistin Sabine Meyer, die SängerInnen Ruth Ziesak und Oliver Widmer, der Pianist Andras Schiff, der Cellist Boris Pergamentschikow. Außerdem lassen zwei Nachrichten aufhorchen: Die CD des Bläser-Ensembles hat den Echo-Klassik-Preis erhalten, die Nachfolgerin des Klarinettisten Guido Schäfer ist die junge Nicola Jürgensen.

Ute Schalz-Laurenze