Zinsen sinken rings um das Euro-Land

■ Großbritannien und Dänemark senken ihre Leitzinsen und nähern sich langsam den Sätzen in den Euro-Kernländern Deutschland und Frankreich. Da die den Zinssatz im Euro-Land ab Januar bestimmen, ließen si

Berlin (taz/dpa) – Die Bundesbank hat gestern ihre Zinsen unverändert gelassen. Immer wenn Politiker – wie zum Beispiel Finanzminister Oskar Lafontaine in den vergangenen Tagen und Wochen – öffentlich Druck auf die Bundesbank ausgeübt haben, hat sie in den zurückliegenden Jahrzehnten nicht reagiert. Die Zentralbanker anderer europäischer Länder, die nicht Mitglieder im Euro-Club sind, haben gestern hingegen ihre höheren Zinsen an die innerhalb von Euro-Land übliche Marke angeglichen.

Die Bank von England teilte mit, aufgrund der jüngsten Nachrichten über das internationale und inländische Konjunkturumfeld schätze sie die Wachstumschancen der britischen Wirtschaft niedriger ein. Die Inflationsgefahr sei deshalb gesunken, was auch einen niedrigeren Zins möglich mache. Als Resultat dieser Überlegungen senkte die Bank von England den Leitzins um ein halbes auf 6,75 Prozent. Der englische Industriellenverband kritisierte die Senkung jedoch angesichts der lahmenden Konjunktur als „zu spät“.

Auch die Dänen verbilligten gestern die Kredite im Land. So sanken die Zinsen für die sogenannten Wertpapierpensionsgeschäfte von 4,65 auf 4,40 Prozent. Diese Zahl legt hauptsächlich die Kosten für wichtige kurzfristige Kredite von Geschäftsbanken bei der Zentralbank fest. Dieser Satz liegt in Großbritannien nun bei sieben Prozent.

Die Zinsen in diesen Ländern liegen damit allerdings noch immer über den 3,3 Prozent, die in Deutschland und Frankreich für die Wertpapierpensionsgeschäfte gelten. Die 3,3 Prozent der Euro- Kernländer werden nach derzeitiger Einschätzung ab Januar auch von der dann zuständigen Europäischen Zentralbank (EZB) übernommen. Euro-Länder mit höheren Zinsen müssen also bis Januar noch Zinsen senken. Umgerechnet auf die elf Euro-Staaten wird dadurch im gesamte Währungsraum eine Zinssenkung von 0,45 Prozent verwirklicht, hat der französische EZB-Vize Jean- Claude Trichet erklärt.

Die Bank von Frankreich tagte gestern ebenfalls, ließ die Zinsen aber ebenfalls unverändert. Dort hatte Premiermister Lionel Jospin im Oktober eine Zinssenkung „auf europäischer Ebene“ gefordert. Eine Zinssenkung in Frankreich oder Deutschland würde die Euro- Länder mit höheren Zinsen jedoch in die Bredouille bringen. Sie müssen bis Januar auf dem 3,3-Prozent-Niveau ankommen, damit es keinen Kurssprung bei Einführung des Euro gibt. Erst am Dienstag hatten Spanien und Portugal ihre Leitzinsen gesenkt – Spanien auf 3,5 und Portugal auf 3,75 Prozent. Reiner Metzger