„Jammert mir nichts vor, ich habe CDU gewählt“

■ Mit Geschenken trat CDU-Generalsekretär Peter Hintze ein letztes Mal vor die Bonner Presse

Bonn (taz) – Sogar Abschiedsgeschenke hatte er mitgebracht. Peter Hintze, nur noch bis zum Wochenende Generalsekretär der CDU, ließ bei seiner letzten Pressekonferenz billige, weiße Kaffeetassen verteilen. „Jammert mir nichts vor, ich habe CDU gewählt“ stand darauf. Dies sei der „Jetzt erst recht!“-Becher der CDU, meinte Hintze, der „genau die Stimmung im Lande trifft“. Schon jetzt bekenne doch beim Bäcker oder Fleischer niemand mehr freiwillig, rot oder grün gewählt zu haben. Eisige Mienen und müdes Lächeln bei den beschenkten Presseleuten. Hintze: „In diesem Kreis ist das wohl anders.“

Die Geschichte von Generalsekretär Hintze und den Journalisten ist größtenteils eine Geschichte von Mißverständnissen. Nie ist er so richtig rübergekommen, seit Helmut Kohl ihn im Mai 1992 ins Amt holte. Dabei hatte der ehemalige Pfarrer doch eine erfolgreiche Kampagne im Superwahljahr 1994 durchgezogen. Aber den Leitartiklern waren seine Roten Socken immer zu platt. Selbst die eigentlich unbestechlichen Kameras schienen Hintze zu verzerren. Im persönlichen Gespräch scharfsinnig und humorvoll, wirkte der 48jährige im Fernsehen verkrampft, angestrengt und künstlich. 338mal hat Hintze die Medienleute in sechseinhalb Jahren geladen. „Dabei habe ich manchen politischen Begriff in die Diskussion gebracht“, meinte Hintze gestern. Ein persönliches Resümee wollte er auch auf Nachfrage nicht ziehen.

Seiner Partei wird Hintze aber noch einmal Rede und Antwort stehen müssen. Am Samstag legt er auf dem Parteitag in Bonn Rechenschaft ab. „Kurz und prägnant“, kündigte der scheidende Ober-Funktionär an. Auch von seiner CDU hat sich der Generalsekretär oft nicht verstanden gefühlt. Einst galt er als Fortschrittlicher in der alten Partei, ein junger Anhänger von Geißler und Süssmuth. Damit war es vorbei, als Helmut Kohl ihn zum Generalsekretär machte. Seitdem kannte er nur noch eine Loyalität: Kohl. Rasch wurde er zur Zielscheibe. Wer sich in der CDU nicht traute, Kohl zu kritisieren, schimpfte auf Hintze: am Ende sogar öffentlich.

Der neue Parteivorsitzende Wolfgang Schäuble wird am Wochenende Angela Merkel zur Generalsekretärin wählen lassen. Peter Hintze will sich im Bundestag künftig um Europapolitik kümmern. Robin Alexander