Bremen und der Rest der Welt

■ Springer-Verlag dementiert Aus für Welt-Lokalausgabe / Zweit-Erscheinen pro Woche geplant / Insider zweifeln

Der Springer-Verlag hat Spekulationen, die wöchentliche Bremer Lokalausgabe der „Welt“ stehe vor dem Aus, vehement dementiert. Statt einer Schließung stehe ein Ausbau des Bremer Engagements an, verkündete Welt-Büroleiter Christian Plöger nach Rücksprache mit der Verlagsgeschäftsführung. Demnach ist eine zweite Ausgabe pro Woche in Planung. Die endgültige Entscheidung darüber soll „in der nächsten Zukunft fallen“.

Als Grund für diese Entscheidung hieß es, „die positive Entwicklung des Anzeigengeschäftes liegt über den Erwartungen. Außerdem will die Welt auch weiterhin in Bremen Flagge zeigen“, so Plöger. Ursprünglich gab es aber auch schon Planungen, ab Mai täglich zu erscheinen. Den potentiellen Welt-Absatz sollte eine Media-Analyse ermitteln. Darüber wird inzwischen der Mantel des Schweigens gehüllt. In den Statistiken der IVW, die Zahlen der verkauften Auflage veröffentlicht, ist die Welt-Bremen nicht erfaßt. Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Ankündigungen aus dem Hause Springer eher mit Skepsis zu betrachten.

Zudem hat die Welt dem Konzern laut Spiegel inzwischen Miese von mehr als einer halben Milliarde Mark eingebracht. Zwar ist das Welt-Erscheinen unmittelbar an das Testament des Verlags-Gründers Axel Springer geknüpft. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie lange Aktionäre wie etwa Medien-Mogul Leo Kirch die Verluste des Springer-Herzblättchens inklusive Bremen-Teil noch mittragen.

Darum darf es nicht verwundern, daß in Bremen noch immer Low-Budget-Produktion vorherrscht. Aus ursprünglich vier festen Mitarbeitern sind inzwischen zwei geworden. Als wichtigstes Indiz – entgegen den Ankündigungen aus dem Hause Springer – werten Insider aber die noch immer vorherrschende Entscheidungshohheit beim Hamburger Lokalchef.

Und noch immer ist der aufs Altenteil verabschiedete Bruno Waltert nicht ersetzt. Der ehemalige Springer-Chefredakteur sollte sich persönlich um die Bremer Ausgabe kümmern. Daß nach seinem Ausscheiden kein adäquater Nachfolger in Bremen das Ruder übernahm, beweist einfach nur, daß Waltert damals keine Aufwertung der Bremen-Redaktion war. Der neue Springer-Vorstandschef Gus Fischer wollte ihn schlichtweg loswerden. Jens Tittmann