Quadratur der Osterholzer Feldmark

■ Städtebaulicher Wettbewerb für Bebauung der Feldmark entschieden: Jury entschied sich für strenge Gliederung / Straße soll Wohngebiet von Landschafts-Park und Kleingärten trennen

Was ist Stadt? Was ist Park? Solche Fragen haben in den letzten Wochen die Gutachter bewegt, die über Entwürfen zur Bebauung der Osterholzer Feldmark brüteten. Einmal wurde der Termin verschoben, drei Architektenbüros zur Überarbeitung ihrer Entwürfe ermahnt, gestern nun stellte Bausenator Bernt Schulte (CDU) das Ergebnis des Wettbewerbs vor: Gewinner ist das schon vor vier Wochen von den Stadtplanern favorisierte Konzept des Büros „ENSS“ aus Berlin.

Nach dieser Idee soll quer durch die Osterholzer Feldmark und quer zu den Fleeten eine schnurgerade Straße gezogen werden, die die bisher landwirtschaftich genutzte Fläche in zwei Hälften teilt. Auf der südlich gelegenen Seite sollen bis zu 1.500 Wohneinheiten entstehen, auf der nördlichen Hälfte eine allmähliche Erschließung der Flächen zu einer Art landwirtschaftlich genutztem Natur-Park. Am südlichen Rand des Wohngebietes und direkt an der Bahnlinie gelegen, wo Wohnbebauung aus Lärmschutzgründen nicht zumutbar wäre, sollen 30-39 Hektar für Gewerbeansiedlung freigehalten werden – durch eine breite Allee von dem Wohngebiet abgetrennt.

Die für die Wohnbebauung vorgesehenen Flächen sind damit durch Fleete – die von ihrer Struktur als landschaftstypisch erhalten werden sollen – und die Straßen ziemlich rechteckig gegliedert und muten auf dem Plan an wie ein Raster von Kästchen. Die Wohnbebauung soll nach der Idee der Berliner Planer jeweils blockweise einheitlich aussehen, jeder dieser Stadt-Blocks wäre durch ein Fleet mit schnurgerader Baumreihe vom nächsten Bau-Block angetrennt.

Die Bebauungs-Blöcke sollen den Bremer Wohnungsbaugesellschaften für die typischen Reihenhaus-Siedlungen angeboten werden, etwa die Hälfte der Grundstücke sollen nach Bedarf für freistehende Einfamilienhäuser zur Verfügung stehen und damit eine „Alternative zur Abwanderung ins Umland“ darstellen, wie der Bausenator sich freute.

Wie der „Landschaftspark Osterholzer Feldmark“ aussehen soll und welche Chancen es gibt, ihn vor weiterem Zugriff für Wohnbebauung zu sichern, bleibt in dem Entwurf der Preisträger offen. Bisher sind einige schnurgerade Wege in dem Plan verzeichnet, das sei aber nur eine „Chiffre“, wurde auf Nachfrage erläutert. Die Reitflächen sollen bleiben, zwei Planquadrate mit 400 Kleingärten hinzukommen.

Der Entwurf des Planungsbüros „Baufrösche“ aus Kassel, der konkrete Spazierwegeführungen und eine Wasserfläche vorgesehen hatte, kam unter den Juroren nur auf Platz drei. Nach diesem Entwurf sollte auch abgewichen werden von dem rein planquadratisch angelegten Bebauungsmuster; die Kasseler Planer wollten dem neuen Einfamilienhaus-Wohngebiet mit „italienischen Stadtinseln“, in denen eine verdichtete Bauweise geplant war, ein besonderes Gesicht und einzelne kleine „Zentren“ geben. Die Abgrenzung zu der Landschaftspark-Fläche fällt in diesem Konzept weniger geradlinig und damit nach dem Urteil der Jury weniger „markant“ aus. Die schnurgerade Straße soll, so die Bremer Stadtplaner, den Landschaftspark identifizierbar machen und vor Auswucherungen der Wohnbebauung schützen helfen. Die streng durchgehaltene Rechteckigkeit im Plan des Wohngebietes soll das besondere städtebauliche Merkmal des Stadtteils „Feldmark“ werden.

Klaus Wolschner