Geteilter Heiratsmarkt Berlin

Berlin ist ein riesiger Heiratsmarkt, zumindest potentiell. In der Hauptstadt leben, legt man Ein-Personen-Haushalte mit Bewohnern bis 45 zugrunde, etwa 370.000 Singles. Doch viele verlassen dieses mehr oder weniger gewollte Alleinsein: Jedes Jahr gibt es mehr als 15.000 Trauungen in Berlin, von 1991 bis 1997 ist die Zahl von mehr als 18.100 auf etwa 15.400 gesunken. Nach Informationen des Statistischen Landesamtes Berlin fanden 1997 jedoch nur 405 Eheschließungen zwischen Partnern aus Berlin-Ost und Berlin-West statt. Das sind nur 2,6 Prozent aller Trauungen in Berlin. Und die Scheu vor dem Partner von „drüben“ scheint wieder zu wachsen. So stieg zwar die Quote der Ost- West-Trauungen von 2,6 (1991) auf 3,4 (1995) Prozent. Seitdem sank sie aber, und zwar auf 3,2 (1996) und 2,6 (1997) Prozent. Doch Vorsicht: Zu berücksichtigen ist dabei, daß viele Ossi- Wessi-Paare erst einmal zusammenziehen, ehe sie heiraten, so daß sie nicht mehr als ursprüngliche Ost- und Westberliner registriert werden können.

Zumindest ein wenig aussagekräftig sind diese Quoten dennoch, wenn man bedenkt, daß es zehnmal mehr Eheschließungen zwischen Deutschen und Ausländern in Berlin gibt als zwischen Ost- und Westberlinern: Mehr als ein Viertel aller Trauungen in Berlin findet zwischen Deutschen und Ausländern statt. Und diese Quote steigt – im Gegensatz zur Ost-West-Quote – kontinuierlich an: von 14 auf 26 Prozent in nur sechs Jahren.Philipp Gessler