Pustekuchen

■ Unprofessionalität machte "Brigitte TV" nach gerade mal sieben Monaten den Garaus

Es hätte so schön sein können: Die deutschen Frauen hätten ihre beliebteste Zeitschrift als TV-Magazin genossen, die ARD- Strategen ein wichtiges Bündnis geschaffen, um das Geschäft mit der digitalen Zukunft nicht privaten Medienunternehmen zu überlassen, und Gruner + Jahr (G+J) wäre seinem Ziel nähergekommen, „aus dem Print- ein Medienhaus zu machen“. Doch Pustekuchen. Mit der heutigen Sendung um 18.45 Uhr wird dem bundesweit einzigen Frauenmagazin der ARD, der G+J-Produktion „Brigitte TV“, der Garaus gemacht.

Aus gutem Grund, sagt der Auftraggeber NDR: „Die vertraglich vereinbarte Quotenvorgabe wurde nicht erfüllt.“ Ist wohl auch besser so, meint manche Zuschauerin, der die Konzeptlosigkeit der Sendung und die extremen Qualitätsunterschiede einzelner Beiträge starkes Durchhaltevermögen abverlangten. Zwar stand das samstägliche Vorabendmagazin von Anfang an unter keinem guten Stern – es gab Gezänk innerhalb der ARD und des NDR um das gewagte Bündnis, zähe Verhandlungen und verschobene Starttermine. Doch das Scheitern von „Brigitte TV“, als dessen Meßlatte unter Männern einzig die Quote gilt, ist vor allem das Ergebnis eines Faktors: Unprofessionalität.

„Bis zuletzt gab es niemanden, der eine Idee davon hatte, was ,Brigitte TV‘ überhaupt sein sollte“, berichten ehemalige Mitarbeiterinnen. „Es gab keine Führungsperson, kein Konzept.“ Verstärkt wurde das redaktionelle Chaos durch Kompetenzgerangel zwischen der Sendeanstalt, die sich die redaktionelle Verantwortung vorbehielt, und der G+J-Produktionstochter und der Redaktion des „Brigitte“-Magazins. Die jungen und häufig fernsehunerfahrenen Kräfte, mit denen der Medienprofi G+J (der immerhin auch „Stern TV“ zuwege bringt) die Redaktion besetzt hatte, konnten nicht einmal journalistisch gute Beiträge garantieren.

Das alles klingt, als hätte „Brigitte TV“ scheitern sollen – um so mehr, als die Sendung gerade mal ein halbes Jahr Zeit hatte, die angestrebten 12 Prozent Marktanteil zu erreichen. Tatsächlich dümpelte Brigittchen durchschnittlich bei 8,2 Prozent dahin und hatte unter der Voraussetzung, bereits kurz nach dem Start wegen der Fußball-WM auszusetzen, schlechte Chancen, die Zuschauerschaft an sich zu gewöhnen. Daß die Zahlen denen des ZDF-Magazins „Mona Lisa“ entsprachen und – nach einer Konzeptüberarbeitung – sogar einen zarten Aufwärtstrend aufwiesen, konnte das Ende nicht verhindern. Vertrag ist Vertrag, so NDR-Intendant Jobst Plog: „Der NDR hat auf diesem Feld eine Menge Initiative gezeigt.“ Womit die lieblose Unternehmung „Challenger Brigitte TV“ für den NDR erledigt ist.

Verlierer bei diesem medienpolitischen Poker sind vor allem die Zuschauerinnen der Republik. Denn eines steht für Plog fest: „Daß es im Ersten ein Magazin speziell für Frauen nicht mehr geben wird.“ Silke Burmester