Bange Vorfreude

■ Das Fundus Theater illustriert, wie Kinder Veränderungen im Leben erwarten

Das Phänomen der Sonnenfinsternis ist wissenschaftlich bewiesen: Der Mond schiebt sich zwischen Sonne und Erde. Der kleine Heltum aber hat seine eigene Erklärung: Sonne und Mond küssen sich – und dann entsteht etwas Neues. Die widersprüchlichen Gefühle, die Kinder haben, wenn sich im Leben etwas verändert, sind das Thema des Stückes Wenn Sonne und Mond sich küssen, das am Sonnabend im Fundus Theater Premiere hatte.

Mit viel Liebe zum Detail inszeniert Regisseurin Sylvia Deinert die Geschichte für Kinder ab fünf, die sie selbst zusammen mit Tine Krieg entwickelt hat. Schon das Bühnenbild, eine metergroße drehbare Erd-Scheibe mit vielen liebevollen, originellen Details, stellt klar, worum es geht: Nicht um „Spaß für Kinder“, sondern um etwas, das man vielleicht „kindliche Philosophie“ nennen könnte. Daß es eine solche gibt, beweisen Heltums Überlegungen über die Welt, die einem nicht zuletzt aus der eigenen Kindheit bekannt vorkommen: „Ich will jetzt wissen, was es wird, was ich tun soll.“ Und : „Wie kann ich etwas sehen, wenn es dunkel ist?“

„Es“ ist in Heltums Fall ein Geschwisterkind, das demnächst „ankommt“ – sicher eine Situation, die Kinder kennen. Aber warum muß es wieder das antiquierte Klischee sein, daß man lieber einen Bruder hätte, weil Mädchen angeblich immer heulen? Zum Glück bleibt es das einzige. Tine Krieg und Tanja Gwiasda, die teils mit Figuren, teils selbst spielen, überzeugen durch ihre Darstellung kindlicher Ernsthaftigkeit und die schnellen Sprünge zwischen den Rollen.

Rätselhaft bleibt aber, was uns die penetrant-sakralen Gesänge sagen wollen: Wieso gibt es hier keinen Wechsel, keine Widersprüchlichkeit? Etwas abrupt ist das Happy End: Heltum hält seine Schwester im Arm und erklärt ihr die Welt – aber mit der Geburt des Geschwisterkindes fangen doch oft die Probleme erst an.

Heike Dierbach

Noch bis 16. Dezember, nächste Vorstellung Mittwoch 10 Uhr. Infos unter 250 72 70.Tel.: