Press-Schlag
: Erste Sahne, ehrlich

■ Die Bundesliga ist jetzt auch noch wahnsinnig klug

Also das Wochenende war mal wieder echt erste Sahne. Schon die Ouvertüre am Freitag hatte es in sich: Das 0:0 des MSV gegen den Club – Wahnsinn; das 1:1 von Werder gegen Dortmund – mindestens genauso wahnsinnig. Und der Samstag erst: Der Sieg von Lautern in Freiburg strotzte nur so von Taktik, Schalke legte beim 2:2 in Hamburg geradezu unbändigen Kampfeswille an den Tag, Bochum lieferte beim 2:0 gegen Berlin technische Finesse, Wolfsburg gegen Gladbach einen Torreigen, Rostock sorgte gegen Frankfurt für Nervenkitzel, und fürs Derby in München haben sie gar „ran“ um eine Viertelstunde überzogen, so abartig gut war der Fußball, der im Olympiastadion gespielt wurde.

Erste Sahne eben, Weltklasse. Ehrlich! Gar nicht zu reden vom gestrigen Abend in der BayArena: Leverkusen gegen Stuttgart, hätte glatt ein Uefa-Cup-Spiel sein können. Stopp! Hat da jemand Uefa- Cup gesagt? Sind Verräter unter uns? Nestbeschmutzer gar? So wie dieser Typ mit den Scheinwerferaugen, der aus Leverkusen. „In der Liga stimmt was nicht“, hat der eben erst verkündet. Frechheit! Schaut wohl nie „ran“, der Bursche. Oder der, der im kicker behauptet hat, daß die anderen Nationen ganz offensichtlich an Deutschland vorbeigezogen seien, fußballerisch versteht sich. Ist wohl immer noch beleidigt, weil sie auch ihn in Gladbach rausgeschmissen haben und er jetzt irgendwo in Spanien eine Mannschaft trainieren muß, weil er halt zu schlecht war für die Bundesliga. Nun glaubt er damit auch noch angeben zu können: Mindestens zwölf Vereine, hat er, wie gesagt, im kicker getönt, kämen in Spanien für einen Platz im Uefa-Cup in Frage.

Und garantiert legen sie solches Geschwätz auch in Italien und Frankreich und Holland als Stärke ihres Fußballs aus. Anstatt es als das zu outen, was es wirklich ist: bodenlose Dummheit.

Was bitte schön ist reizvoll daran, in Brügge vor halbleerem Stadion zu kicken, extra nach Marseille zu fliegen, um dort dann einem deutschen Torhüter die Bälle um die Ohren hauen zu dürfen, oder sich in Glasgow von grobschlächtigen Schotten die Gebeine zusammentreten zu lassen? Nein, nein, nicht schwach, sondern unglaublich klug muß sein, wer nicht (mehr) mittun will in diesem „Cup der Verlierer“, wie der Fußball- Weise Franz B. aus Kitz B. den Uefa-Cup einmal völlig zu Recht genannt hat. Richtiger Fußball nämlich wird ohnehin nur in der Champions-League gespielt, wo die Besten der Besten kicken dürfen und somit wahres fußballerisches können gefordert ist. Dort also, wo Kaiserslautern gegen Eindhoven triumphiert und Barcelona gegen Bayern München untergeht.

Erste Sahne war das.

So wie die Bundesliga halt, die am Wochenende mal wieder allen gezeigt hat, wie unschlagbar stark und gut sie ist. Und seit neuestem auch noch so wahnsinnig klug. Frank Ketterer