Carter fordert Schuldenerlaß

■ Der ehemalige US-Präsident bezeichnet in Nicaragua "Mitch" als verheerender als das Erdbeben von 1972. Für den Transport von Hilfslieferungen fehlen immer noch Hubschrauber

Managia/Tegucigalpa (AP/ AFP) – Der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter hat sich dafür ausgesprochen, wegen des Hurrikans „Mitch“ die Auslandsschulden von Honduras und Nicaragua zu streichen. Carter sagte nach einem Flug über die verwüsteten Gebiete, Honduras und Nicaragua benötigten vermutlich 10 bis 15 Jahre, um die Katastrophe zu überwinden. Beiden Ländern sollten daher ihre Auslandsschulden – Honduras 4,2 Milliarden und Nicaragua sechs Milliarden Dollar – erlassen werden.

„Das Schlimmste kommt erst noch: Cholera und Dengue-Fieber“, sagte Carter am Freitag nach dem Flug über von Erdrutschen, Hochwasser und Sturm zerstörte nicaraguanische Dörfer. Zwar treffen Hilfsgüter aus aller Welt inzwischen tonnenweise in Mittelamerika ein, für ihren Transport in die Katastrophengebiete fehlt es aber noch immer an Flugzeugen und Hubschraubern. „Aus der Luft gesehen wird klar, daß diese Katastrophe schlimmer ist als das Erdbeben 1972“, sagte Carter. Damals kamen in Nicaragua 5.000 Menschen ums Leben.

Nach offiziellen Angaben sind etwa 12.000 Menschen bisher der Naturkatastrophe zum Opfer gefallen. 13.000 werden noch vermißt. In Honduras wurden nach Behördenangaben 569.000 Menschen obdachlos. In Nicaragua sind nach offiziellen Meldungen über 750.000 Menschen betroffen.

Auf die Notlage von mehr als tausend Misquito-Indianern im Norden und an der Atlantikküste Nicaraguas machte die evangelische Brudergemeinde aufmerksam. Die Menschen harrten seit Tagen auf Baumwipfeln und höher gelegenen Landzungen aus, um Schutz vor den Fluten zu finden. Wenn sie nicht in Kürze von Hubschraubern geborgen würden, müßten sie verhungern, hieß es.

Die USA haben in Zentralamerika schon 20 Hubschrauber im Einsatz, zwölf weitere sollen in Kürze folgen, wie US-Heeresminister Louis Caldera ankündigte. In Honduras trafen am Wochenende auch Pioniere der US-Armee ein, die beim Straßen- und Brückenbau helfen sollen. Zudem sollen von Januar bis Juni kommenden Jahres 3.000 Angehörige der US-Nationalgarde in dem Land beim Wiederaufbau helfen.

In Guatemala wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums unterdessen 25 Cholerafälle gemeldet. In Honduras gab es mindenstens 17 Erkrankungen an Hepatitis-A. Ein Kind starb an Dengue-Fieber. Tausende litten an Atemwegserkrankungen. Kommentar Seite 12