Speisen mit „Akrobat schööön“

■ Rivels Sohn machts möglich: Ein Restaurant als Museum

Charlie Rivel ist tot, sein „Akrobat schööön!“ ist für immer verstummt. Doch mitten in der Lübecker Altstadt lebt die Erinnerung an den weltberühmten spanischen Clown weiter – in einem Restaurant, dessen Namen alles erklärt. Denn weil es Charlie Rivels Sohn Valentino (74) gehört, heißt es einfach „Charlie Rivels Sohn“.

Das Restaurant ist kein gewöhnliches Restaurant. Hier werden Gäste nur nach telefonischer Voranmeldung bewirtet, und eine Speisekarte gibt es nicht. Man bespricht seine kulinarischen Wünsche einfach mit Tamara, Rivels Ehefrau, und sie kocht dann ganz nach Wunsch. Während die Gäste auf das Essen warten, können sie die Erinnerungsstücke an Charlie Rivel bestaunen: Fotos, Plakate, Urkunden, die beweisen, daß die Menschen überall auf der Welt über Rivels Clownerien gelacht haben.

Spannend wird es, wenn Valentino Rivel anfängt zu erzählen. Zum Beispiel, wie das berühmte „Akrobat schööön“ entstanden ist. „Mein Vater trat in den zwanziger Jahren in Berlin auf und sprach kein Wort Deutsch. Einmal sprang er für einen erkrankten Akrobaten ein. Die Bühnenarbeiter sagten zu ihm: „Als Akrobat warst du schön“, und er wiederholte die einzigen Worte, die er behalten hatte: „Akrobat schön“. Auch Sohn Valentino Rivel machte als Clown Karriere. Dabei trat er nicht ganz freiwillig in die Fußstapfen seines Vaters. „Als mich Vater mit fünf Jahren zum ersten Mal in die Manege schickte, habe ich geweint. Ich wäre viel lieber Musiker geworden.“

Das Haus in Lübeck haben die Rivels vor 20 Jahren gekauft. „Wir brauchten einfach einen Ort, an dem wir unsere Koffer abstellen können“, sagt Valentino. Daß aus dem Haus ein Restaurant geworden ist, liege einfach daran, daß seine Frau so gut kochen könne. Und daß aus dem Restaurant ein kleines Museum geworden sei, liege einfach in der Natur der Sache. „Mit dem Museums-Restaurant“, so meint Valentino Rivel, „machen wir meinen Vater unsterblich“.

Eva-Maria Mester