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: Genies unter sich

„Grand Prix Genial“, So., 20.15 Uhr, MDR

Genie ist ein Wahnsinn aus Mitteldeutschland. Und spätestens beim neunköpfigen Einstein-Ballett, das frei nach Rio Reisers „König von Deutschland“ den „Grand Prix Genial“ eintanzte, wird es auch der letzte von Professionalität korrumpierbare Zuschauer vorgezogen haben, wenigstens zur ZDF- „Superhitparade“ zu zappen. – Doch was soll's? So war man nach drei Jahren und 125 mitteldeutschen „Einfach genial“-Sendungen halt auch bei der ersten „Gala zur Verleihung des MDR-Erfinderpreises ,Goldene Glühbirne‘“ unter sich.

„Warum“, sprach Moderator Ingo Dubinski dem ungeladenen TV-Zaungast daher zur Begrüßung nur scheinbar aus dem Herzen, „hat nun der Mitteldeutsche Rundfunk auch noch den Grand Prix fürs Geniale erfunden?“ – Antwort: „Der mitteldeutsche Mensch an sich scheint extrem erfinderisch zu sein.“ Schließlich kämen „jede Menge großer Erfindungen“ wie z.B. der Nußknacker „von hier“. Genauso wie der Einfallsreichtum jener sechs mitteldeutschen Mittel- und Ruheständler, den bislang zwar „keine VEB, keine GmbH“ (Dubinski) interessierte, der MDR aber dennoch zu 90 Aufschwungminuten aufzublähen verstand: eine Lautsprecherbox, ein tragbares Sauerstoffgerät, eine sprechende Uhr, ein Campinghocker, ein Tisch (!) und – ausgezeichnet mit der „Goldenen Glühbirne 1998“ – die Zwickauer Müllschleuse.

Und weil sich der MDR nicht lumpen ließ, gab's für den Tischerfinder ein Ständchen vom Gunter Emmerlich, für den Sauerstoffkoffer die offizielle Hilfsmittelzulassungsnummer und für all die mitteldeutschen Menschen im Studio mitteldeutsche Essigpralinen. Wie gesagt: Wahnsinn! Christoph Schultheis