■ Die Anderen
: "La Repubblica" aus Rom zu Schröder und Rente / "France-Soir" aus Paris zur Hurrikan-Katastrophe in Mittelamerika / "Liberation" aus Paris zu Newt Gingrich

Über Bundeskanzler Schröders Absicht, eine Rente ab 60 Jahren einzuführen, schreibt die linksliberale Zeitung „La Repubblica“ aus Rom: Italien macht Schule in Europa. Jetzt will uns Schröder imitieren: Seine Idee, die Deutschen mit 60 Jahren in Rente zu schicken, wird in Italien bereits umgesetzt, und zwar großzügig. Ob Minirenten, Vorruhestand oder Altersruhegeld – Italien hat die meisten 50jährigen im Ruhestand. Aber der neue Kanzler will das Pensionsalter heruntersetzen, um den Jungen Arbeit zu geben – und enthüllt damit geringe Kenntnis vom italienischen „Modell“. Denn Italien hält den Rekord bei der Jugendarbeitslosigkeit: 33 Prozent gegen 9 Prozent in Deutschland.

Der Fall Italien ist exemplarisch im negativen Sinne. Und die deutsche Regierung täte gut daran, dies zu beobachten.

Zur Hurrikan-Katastrophe in Mittelamerika bemerkt die französische Boulevardzeitung „France-Soir“: Honduras, Nicaragua, Indonesien oder China sind weit weg. Die Wirbelstürme, die Brände, die Überschwemmungen, die seit Jahren Hunderttausende Tote und Obdachlose fordern, ereignen sich fast nie bei uns. Es handelt sich hierbei weder um Kriege noch um Völkermorde, noch um eine Diktatur, sondern den ewigen Zorn der Dame Natur.

Ist es wirklich dies? Sehr ernsthafte Studien belegen jetzt, daß vor allem eine explosionsartige Zunahme des Verbrauchs in den wohlhabenden Ländern zu klimatischem Durcheinander führt (das Ozonloch, der Treibhauseffekt etc.), das wiederum die aufeinanderfolgenden und sich gleichenden Naturkatastrophen auslöst, die – wie zufällig – die ärmsten Länder treffen.

Zum Rückzug des republikanischen Parlamentspräsidenten Newt Gingrich aus der Politik meint „Libération“ aus Paris: Newt hatte versprochen, Bill aus Washington zu verjagen. Aber es ist Newt, der plötzlich gezwungen ist, aus der US-Hauptstadt zu fliehen. Als Monicagate Anfang 1998 ausbrach, schwor Gingrich, daß er nicht mehr das Wort ergreifen werde, ohne diesen Skandal zu erwähnen. Er inszenierte die Kampagne für die Amtsenthebung des Präsidenten. Und am Vorabend der Wahlen hatte er einen Zugewinn von 20 bis 40 Mandaten für seine Partei vorausgesagt.

Aber diese Verbissenheit hat einen Bumerangeffekt gehabt. Die demokratische Wählerschaft hat sich mobilisiert, um den Republikanern eine Schlappe beizubringen. Allerdings kam die Revolte, der Gingrich schließlich zum Opfer fiel, vom ultrakonservativen Flügel seiner Partei. Die Hardliner warfen ihm seit langem vor, die „christlichen Werte“ nur lauwarm zu verteidigen und zu Kompromissen mit Clinton zu neigen.