■ Mit Direktinvestitionen auf du und du
: Liebling Brasilien

Berlin (dpa/epd/taz) – Ausländische Direktinvestitionen haben 1997 weltweit eine neue Rekordhöhe erreicht. 400 Milliarden US-Dollar investierten Firmen in Produktion, Handel und Dienstleistungen in anderen Ländern – 19 Prozent mehr als 1996. Dies geht aus dem Weltinvestititonsbericht hervor, den die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) gestern in Lyon vorstellte.

Seit 1990 haben sich die Direktinvestionen verdoppelt. Für 1998 erwartet die Unctad einen weiteren Zuwachs auf 430 Milliarden US-Dollar – trotz der Asienkrise. Schließlich seien Investitionen in Fabriken oder andere Unternehmen im Ausland nicht mit einem Mausklick zu beenden und daher geringeren Schwankungen ausgesetzt.

Der Löwenanteil der Direktinvestitionen entfiel wie üblich auf die Industrieländer: Allein 91 Milliarden Dollar flossen in die USA. Unter den Entwicklungsländern bevorzugten die Investoren nach wie vor asiatische Staaten. Mit 87 Milliarden Dollar entfielen auf sie Dreifünftel der Direktinvestitionen in die Dritte Welt. Dennoch habe sich die Asienkrise auf die ausländischen Direktinvestitionen ausgewirkt. Vor allem reine Finanzanlagen und Bankkredite hätten abgenommen. Zu spüren bekamen dies in erster Linie die Krisenländer wie Indonesien, Malaysia oder Thailand. Auch haben einige Konzerne ihre Operationen in Asien zurückgeschraubt – vor allem die Autoindustrie. Die Unctad erwartet nun auch ein Ende des Investitionsbooms in China.

In Lateinamerika investierten ausländische Unternehmer 1997 rund 56 Milliarden Dollar, 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Erklärter Liebling der Anleger war Brasilien. Im Bericht weisen die Unctad-Experten jedoch auf eine mögliche Gefährdung der Investitionen hin: das hohe brasilianische Zahlungsbilanzdefizit.

Afrika (ohne Südafrika) ist die einzige Weltregion, in der die Auslandsinvestionen stagnierten. Mit nur 4,7 Milliarden Dollar wurde in afrikanischen Ländern am wenigsten investiert.

Nach der Einschätzung der Unctad legen Investoren bei der Standortwahl neue Maßstäbe an. Neben traditionellen Faktoren wie Zugang zu Rohstoffen, günstigen Arbeitskräften und ein gutes Investionsklima seien zunehmend die Verfügbarkeit von Technologie und die Innovationskraft entscheidend.

Ein investitionsfreundliches Klima mache sich somit in den meisten Staaten bezahlt. Gelobt wurden daher die Bemühungen um die Liberalisierung der Wirtschaft, die Gründung regionaler Märkte und die gemeinsame Arbeit an Handelsabkommen. rew