Neid

Mit einem ganz neuen Outfit präsentiert sich die neue Ausgabe der Zeitschrift Neid. Nicht nur die voluminösen 120 Seiten lassen die vierte Ausgabe gegenüber den vorangegangenen auffallen. Die vielen locker reingesetzten Zeichnungen und Texte lassen darüber ein paar Schlüsse zu. Bei Neid geht es nicht um eine übliche Sorte Journalismus, sondern darum, die mit News aus Übersee, erotischen Ambitionen, flackernd freudigem Interesse für Video DJs, Penis-Häckselmaschinen und Literatur-Coverversionen gestopfte eigene Welt in einem handlichen, schön gezogenen Schwung markant zu machen.

„Viele Stimmen“ will die Mitherausgeberin Ina Wudtke zum Klingen bringen. Diese Stimmen verschwimmen weder in überlangen Selbstreflexionen noch in Grundsatzerklärungsmassen. Es metaebnet nicht zu sehr und vielleicht das Schönste: man will bei vielem dabei sein, ohne daß man sich durch das Dabeisein zum Angeben genötigt fühlt. Und es beteiligen sich Leute, die sich jeweils als Fans eines Themas an selbigem abarbeiten.

Verwunderlich ist bloß, daß bei soviel Umsatz von Informationen ab und zu die Schlußfolgerungen wirken, als hätte man sich gerade eben erst in laufende Diskussionen eingeschaltet. Bei der Gegenüberstellung der Schreibweisen der Pop-Theoretiker Diedrich Diederichsen und Mark Terkessidis erging sich die Verfasserin jedenfalls in recht allgemeinen Betrachtungen. Es muß eben nicht immer gleich interessant sein, wenn man bloß dieselben Bücher kennt, wie die, über deren Terminologien man sich ausläßt.

Neid ist die Zeitschrift, die sich auf die Suche nach den Inhalten macht. Der umfangreiche Lebens/Art-Entwurf läßt vermuten, daß die Diskussionen, nachdem sie einmal irgendwo begonnen worden sind, überall und von mehr als einer, zwei, vielen „Stimmen“ fortgeführt werden können. Zeitungshoffnung.

Kristof Schreuf

Zu beziehen über Zardoz-Plattenladen oder Ina Wudtke, Oehlmühle 32