Hasenohren

Das ist ja das Schöne an der Politik: Man ruft auch zum Nikolaus gerne „Mein Name ist Hase!“ und hinterher hat sowieso niemand was gewußt. Die GAL zum Beispiel, die immerhin seit einem Jahr in der Regierung der Hansestadt sitzt, teilte den Hamburger Medien gestern ihr ungeteiltes Erstaunen über die angedachten Schließungen weiterer Stadtteilbibliotheken mit: „Wir waren sehr überrascht von den im Artikel (H.A. von gestern, d. Red.) skizzierten Entwicklungen. Leider sind wir im Vorwege nicht in die Überlegungen einbezogen, noch sind wir über das Ausmaß der Problemlage informiert worden.“ Dabei hätte das gar nicht viel gekostet: Ohrenaufstellen bei der Jahrespressekonferenz der Stiftung Hamburger Öffentliche Bücherhallen (HÖB) am 6. August hätte gereicht, im Zweifelsfall taz lesen am Tag danach auch. Hella Schwemer-Martienßen, Vorsitzende der HÖB, verlautete damals bereits, daß eine Festschreibung der HÖB-Subvention realiter eine Million Mark Verlust bedeutete, auf die mit Schließungen von bis zu 11 Bibliotheken zu reagieren sei. Auch das „30er-“ und „40er-Modell“ der „Standortkonzentration“ bzw „-optimierung“ – zu deutsch: Schließungen bis auf entweder 30 oder 40 Bibliotheken in Hamburg – wurden bereits vorgestellt. Wie gut, daß es noch eine Opposition gibt: Ole von Beust (CDU) schlug gestern vor, Mitarbeiter in den HÖB ehrenamtlich zu beschäftigen. ck