Kriegsbeil begraben

■ St. Pauli verzichtet auf Berufung gegen DFB-Entscheidung wegen Rostock-Spiel

Ein Fußballspiel ist normalerweise nach 90 Spielminuten beendet. Manchmal kann es aber auch länger dauern, bis wirklich Schluß ist – wie im Falle Hansa Rostock gegen den FC St. Pauli. Das am 23. September ausgetragene Aufsteiger-Duell wird nach mehr als drei Wochen juristischen Hickhacks nun endgültig als 2:0-Sieg für die Mecklenburger gewertet, weil die Hamburger auf eine Berufung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) verzichten.

„Die Fortsetzung des Streites würde, gleich wie das Urteil ausfällt, zu einer tiefen Krise zwischen zwei Bundesliga-Vereinen führen und damit dem deutschen Fußball schaden“, hieß es gestern in einer Presseerklärung des FC-Präsidiums. Den ganzen Montag über hatten Präsident Heinz Weisener, Vize Christian Hinzpeter und Schatzmeister Horst Niewiecki debattiert, gestern wurde der Verzicht auf weitere Rechtsmittel beschlossen.

Damit bleibt es bei der Entscheidung des Sportgerichts, das am vergangenen Donnerstag den Einspruch des FC St. Pauli gegen die Spielwertung als „unbegründet“ abgelehnt hatte. Die Hamburger hatten vorgebracht, daß eine von Rostocker Fans geworfene Rauchbombe die Spielfähigkeit von Torwart Klaus Thomforde und Stürmer Martin Driller so stark beeinträchtigt hätte, daß diese ausgewechselt werden mußten. In Bestbesetzung wäre das in der 72. Minute für sechs Minuten unterbrochene Spiel jedoch nicht verlorengegangen. Der Argumentation von St. Paulis Anwalt Reinhard Rauball folgten die Fußball-Juristen jedoch nicht: Das Spiel müsse nicht wiederholt werden. Statt dessen wurde Rostock wegen Mängeln im Ordnungsdienst zu einer Geldstrafe von 10.000 Mark und einer Platzsperre für ein Bundesliga-Spiel verurteilt.

Nach Rücksprache mit Rauball kam das Pauli-Präsidium zu dem Ergebnis, das Urteil zu akzeptieren, obwohl die Begründung nicht überzeugt habe. So seien die von einem Mediziner attestierte Augenverletzung Thomfordes und die Aussagen des Rostocker Ersatztorwarts Daniel Hoffmann „nicht ausreichend“, wenn nicht sogar „falsch“ gewürdigt worden. Man hoffe aber, „mit dieser Entscheidung einen wichtigen Beitrag zum Abbau der Feindseligkeiten zwischen beiden Vereinen geleistet zu haben“. cleg