Pädagogik gegen Afrikas Verwüstung

■ Fachtagung „Die Sahara kommt“ / Hamburg verspricht Hilfe

Dafür, daß das Fach im Lehrplan Hamburger Schulen pro Jahr ganze vier Stunden einnimmt, war ungemein viel los am Wochenende. Auf der Fachtagung „Die Sahara kommt!“ debattierten über 100 UmweltpädagogInnen aus Europa und Afrika über die zunehmende Verwüstung in Afrika und deren Folgen für Europa. Bewußtseinsbildung und neues Denken erscheinen dringlicher denn je.

Im Repertoire von ÖkologInnen ist Umweltpädagogik – Lernen durch Beobachtung, Sinneserfahrung und Vergleich – recht etabliert. Als Instrument der Entwicklungspolititk hingegen ist sie völlig neu. Das wollen die TeilnehmerInnen der Tagung ändern. Organisiert vom UNESCO-Institut für Pädagogik und dem Umweltzentrum Karls- höhe bekundete Umweltsenator Fritz Vahrenholt Hamburger Betroffenheit, denn immerhin verschmiere feiner Saharasand zweimal jährlich die Autos. Die Unterstützung der Tagung sei ein „kleiner lokaler Beitrag“ gegen eines der drängendsten ökologischen Probleme Afrikas. Die Ursachen lägen ja zum großen Teil im Norden, der ungleich mehr zum Treibhauseffekt beitrage als die Länder des Südens.

Hamburg, beteuerte Vahrenholt, wolle helfen, die soziale Lage um den Tschad-See zu stabilisieren. Dort, im Einzugsgebiet des größten afrikanischen Sumpfgewässers, werden die Folgen der Verwüstung immer bedrohlicher. Vor 200 Jahren noch so groß wie die Ostsee ist der See seit 1960 auf rund ein Zehntel seiner Fläche geschrumpft. Abwanderung und Migration nehmen dramatisch zu.

Der Sonnenenergie schreibt Vahrenholt eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Verwüstung zu. Hamburg wolle daher „den Weltmarkt für Solaranlagen ankurbeln“. Er werde sich nicht scheuen, versprach der Senator, „Hamburger Unternehmen in die Pflicht zu nehmen“ – zum Beispiel mit Sponsoring für ökopädagogische Projekte.

Der Botschafter des Tschad, M'Bailaou Naimbaye, träumte in seiner Eröffnungsrede etwas gigantischer: Er möchte Wasser aus dem mächtigen Zaire Hunderte von Kilometern weit ins Tschad-Becken ableiten. Mit Widerstand aus ökologisch aufgeklärten Teilen der Bevölkerung sei nicht zu rechnen; denn da könne man „nur applaudieren“. Vahrenholt: „Ist das denn wirklich so umstritten?“ Von neuem Denken keine Spur. Fritz Gleiß