Binde oder Tampon?

■ Neues der „Blendenden Schönheiten“

Pia Hoffmann und Ellen Strobel wissen, wo die wahren menschlichen Leidenschaften liegen: Nicht in der kulturbeflissenen Freizeitgestaltung oder im philosophisch-gewichtigen Diskurs, sondern im Abhängen vor der Glotze und im gehässigen Umgang mit der Mitbewohnerin. Wer darf zuerst seine Lieblingssendungen in der TV-Zeitung ankreuzen und warum habe ich wieder kein Würstchen von Oma Blank abgekriegt? Das sind die Fragen, die das gemeine Herz in Wallung bringen.

Das Komikerinnen-Duo „Die Blendenden Schönheiten“, am Mittwoch mit nagelneuem Programm im Imperial Theater gewesen und schon länger ein offener Geheimtip in der gay community zu Hamburg, sind Kennerinnen des niederen Menschen und seiner Gelüste. Erbarmungslos wird zum meditativen Heckenschneiden angetreten, Karaoke beim Chinesen vorgetragen und in die Tiefen der Körperpflege eingeführt. Letzteres mit Else und der Frage: Tampon oder Binde? Lieber frei bewegen oder frei fließen?

Die eigentliche Stärke des Comedy-Pärchens ist aber die Fernseh-Parodie. Schwächelten die Nummern der ersten Programmhälfte fast alle an der Pointe und wirkten ein ums andere Mal zeitlich gestreckt – der reichlich anwesende FreundInnen- und Bekanntenkreis klatschte und klatschte trotzdem – liefen „Die Blendenden Schönheiten“ nach der Pause zur vollen Größe auf.

So eine Talkshow zum Beispiel, hat ja ihre Tücken. Wenn da so eine gequetschte Lack-Fetischistin vor einem sitzt und darlegt wie das ist – „Du, das ist unheimlich intensiv, du“ –, kommt unsere Moderatorin in arge Wortfindungs- und Hintereinanderreihungs-Bedrängnis.

Überhaupt ist Ellen Strobel schon komisch, wenn sie einfach nur dasteht und guckt, ganz zu schweigen, wenn sie jodelt. Pia Hoffmann ist dafür das weltverschrobenste Zerrbild einer Moderatorin. Geräuscheraten in der Quiz-Show! Drei Mal mußte dem kreischenden Publikum Nachschlag gewährt werden, bevor wundgeklatschte Hände Ruhe gaben und geblendet von dannen zogen. Silke Mertins