Kunsthandwerker unter sich

Ägyptische Teppiche und Rindengefäße aus Sibirien: Im Museum für Völkerkunde startet der Markt der Völker  ■ Von Andreas Hornung

In einer Ecke des Amerikasaals im Völkerkundemuseum steht ein kleiner Mann. Brust und Rücken sind von Nägeln durchbohrt, die böse Geister austreiben sollen. Der hölzerne Fetisch eines Medizinmannes trägt zwei Säckchen auf der Schulter. Heilkräuter sind darin, für die sich Mediziner brennend interessieren, weiß Pater Reiner vom Benediktinerorden Plankstetten aus Berching. Denn Wirkung und Mischung der Kräuter aus Kamerun sind deutschen Ärzten weitgehend unbekannt. Auf dem Markt der Völker, der seit gestern im Museum abgehalten wird, tummeln sich 65 Kunsthandwerker und Händler aus fünf Kontinenten. Pater Reiner ist einer von ihnen.

Vorbei geht's an ägyptischen Bildteppichen, traditionellen rumänischen Masken, Birkenrindengefäßen aus Sibirien und Wasserflöten aus dem schleswig-holsteinischen Söhren. Ein verwirrendes Sammelsurium: das Nebeneinander von Museumsinventar, Ständen und Schildern, die auf die gleichzeitig laufende Schamanenausstellung hinweisen.

Ausstellungen und Handel gibt es bereits seit zwölf Jahren im Völkerkundemuseum; der Markt der Völker wird seit drei Jahren abgehalten. Ziel war es, so Marktmacher Peter Fritz, europäisches Kunsthandwerk zu präsentieren und den Handel aus fernen Ländern wie Lettland, Slowenien oder Papua Neuguinea zu fördern.

Gemäß dem diesjährigen Motto: „Holz statt Plastik“ finden sich diesmal slowenische Butterfässer und geschnitzte Löffel, die im Museum zum Kauf feilgeboten werden. Holzspiele aus Madagaskar bieten Kurzentschlossenen erste Ideen fürs Weihnachtsgeschenk, und anderswo entdeckt man traditionelle und moderne Holzschnitzkunst aus Ostafrika.

Doch nicht nur hölzern geht es auf dem Markt der Völker zu. KäuferInnen finden Schmuck aus aller Frauen Länder, Kaftane werden ebenso feilgeboten wie Bildteppiche, Keramik oder Lederwaren. In einer Ecke präsentiert Brigitte Varrò bemalte Windlichter aus Glas. Ihr Stand liegt im Halbdunkel, das Kerzenlicht wirft psychedelische Muster an die weiße Wand im Hintergrund. Der direkte Kontrast findet sich ein paar Stände weiter: südafrikanische Stilleben aus Sand, deren Strukturen unweigerlich dazu animieren, sie zu berühren. Das jedoch sieht der Künstler gar nicht gern.

Der Markt der Völker ist bis zum 22. November im Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64, zu sehen, täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr.