Rundum sinnliches Solarium

Musik fürs Ohr, Orangenduft für die Nase, UV-Licht für die Haut und Kunst fürs Gemüt: Das etwas andere Bräunungsstudio besuchte  ■ Annette Weise

Es gibt zwei Sorten von Bildern im „Sonnenpalast“. Die einen hängen über den Automaten, in denen die BesucherInnen ihre Abokarten entwerten, und sind eher schlicht von Sujet. Sonnenbänke sind darauf abgebildet, dazu die Nummern der einzelnen Bräunungsgeräte, deren Leistung, angegeben in Watt, und so wichtige Informationen wie die Anzahl der Reflektorröhren und die An- oder Abwesenheit von Gesichts- oder Ultra-Gesichtsbräunern. Das ist keine Kunst, das ist Werbung.

Daneben jedoch lockt Orangefarbenes: Farbfotos, von denen man nicht so recht weiß, was sie darstellen sollen. Auf den ersten Blick sind sie nur orange, ein zweiter Blick erweitert die Kompositionen um diverse Rot-Nuancen. Das ist der künstlerische Teil des Hamburger „Sonnenpalastes“, eines Solarium-Kunst-Duft-Centers, das vor rund zwei Wochen in der Hansestadt eröffnet wurde.

Nach sonnengereiften Apfelsinen duftet es in den Räumen am Eppendorfer Weg. Sonnengereift soll auch die Kundschaft werden, jetzt im November, wo es so kalt ist. Ein bißchen UV-Licht, aber nicht zuviel ist das Ziel von Inhaber Dietmar Schwenn. „Hier kommt keiner mit einem Sonnenbrand raus“, schwärmt er.

Auf drei Stockwerken hat Schwenn eine seltsame, aber irgendwie originell anmutende Mischung aus zwölf technischen Bräunungsgeräten und Kunst verteilt. Ausgestellt sind Bilder von Herbert Wagner und Objekte von Nils Hagestein. Für Kinder gibt es ein kameraüberwachtes Spielzimmer im Untergeschoß, mit Teddybären und einem Fernseher inklusive Disneyfilmen. Im Erdgeschoß stehen Tischchen mit Sesselchen zum Kaffetrinken – das Sonnenstudio als kleiner Familien-Freizeitpalast.

Über die Kunstwerke plaudern soll man hier, sagt der kunstinteressierte Schwenn. Oben auf der Galerie stehen die restlichen Sonnenbänke. Ultramoderne Technik, „das Neueste vom Neuesten“, preist Co-Besitzer Carsten Runge. Neu ist auch das Unternehmenskonzept der Partner Schwenn und Runge: Musik fürs Ohr, Orangenduft für die Nase, Sonne für die Haut, Kunst für die Augen.

Die KundInnen reagieren noch zurückhaltend. Das Ambiente sei schon etwas Außergewöhnliches, sagt Werner, der regelmäßig ins Solarium geht, „aber ob das so wichtig ist, ist die andere Frage“. Schließlich würde man doch einfach nur in die Kabine rein gehen und wieder raus. Der besondere Duft ist ihm gar nicht aufgefallen.

Auch Kirsten hat das Orangenaroma nicht bemerkt, und wegen der Bilder ist sie auch nicht hier: „Ich wohne in der Nähe und bin nur wegen der Sonne gekommen“, sagt die kaufmännische Angestellte. Sie wird also keine der potentiellen KäuferInnen der Kunstwerke sein, wohingegen der 30jährige Werner „generell nicht abgeneigt“ ist, diesbezüglich zuzuschlagen.