Lernen hinter Gittern

■ Justizsenatorin stellt neues Projekt „Gefangene helfen Jugendlichen“ vor

Strafe soll abschrecken. Ab dem kommenden Jahr wird die Warnung vor einer kriminellen Karriere besonders anschaulich: Insassen des Männergefängnisses „Santa Fu“ sollen Jugendliche, die bereits durch Gewalttaten in Erscheinung getreten sind, über ihren Knastalltag aufklären. „Wir wollen sie mit der harten Wirklichkeit im Vollzug konfrontieren“, sagte gestern Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD), als sie das Projekt „Gefangene helfen Jugendlichen“ im Rahmen ihrer Ein-Jahres-Bilanz als Justizsenatorin vorstellte.

Die Idee, gefährdeten Jugendlichen ihre mögliche Knastperspektive plastisch vor Augen zu führen, stammt von Gefangenen in „Santa Fu“. Weiterentwickelt wird sie zur Zeit von der Anstaltsleitung und der Behörde für Jugend. Wer zum Knastbesuch geladen wird, soll die Schulbehörde vorschlagen. Auch Gerichte sollen die Auflage machen können, daß ein Jugendlicher mit Insassen darüber spricht, wie diese ins Gefängnis geraten sind und ihren Alltag dort empfinden. Im übrigen zog Peschel-Gutzeit eine positive Bilanz ihrer einjährigen Amtszeit.

Viel sei gemäkelt worden, daß die rot-grüne Regierung in Hamburg unscheinbar sei. Doch da „Glanz und Justiz ohnehin nicht so passende Paare sind“, schmunzelte die Senatorin, sei für ihr Ressort das beste Resultat, daß es so unauffällig und wenig skandalös arbeite. Sie lobte insbesondere ihr „Bündnis für Sicherheit“, das sie mit Innensenator Hartmuth Wrocklage (SPD) geschlossen habe. Mit ihm befände sie sich im regen Kontakt.

Gut angelaufen sei das Modellprojekt im Bezirk Mitte zur schnellen Verurteilung von StraftäterInnen. Obwohl das am häufigsten begangene Delikt Diebstahl sei, bringe die Polizei hauptsächlich TäterInnen ins Schnellverfahren, die eine Körperverletzung begangen haben. Peschel-Gutzeit: „Wir gehen konzentriert gegen Taten vor, die in der Öffentlichkeit besonders auffällig sind.“ Elke Spanner