Betr.: Prinz Charles

Dublin (taz) – Wenn der Sohn Geburtstag hat, wollen ihm die Eltern eine schöne Feier ausrichten, das ist in königlichen Familien nicht anders als bei normalen Menschen. Weil Prinz Charles heute 50 wird, wollte seine Mutter, die Königin, ihm eine Freude machen und fragte bei französischen Champagnerherstellern nach, ob sie ein paar Kisten des Sprudelgetränks spendieren würden. Doch die Franzosen lehnten ab – unter dem kleinlichen Hinweis, daß Elisabeth II. die reichste Frau der Welt sei.

Vielleicht sorgt ja Camilla Parker Bowles, Charles langjährige Liebe, für die Getränke. Immerhin wird sie auf seinem Landsitz die Gastgeberin der Geburtstagsparty sein – und damit einmal ganz offiziell an seiner Seite, was am Donnerstag zum Beispiel noch nicht der Fall war. Da nahm sie anläßlich von Charles Ausstellung „Reisen mit dem Prinzen“ an einem Dinner im Palast Hampton Court teil, aber neben ihm sitzen durfte sie nicht. Zur Sicherheit war sie denn auch in Begleitung mehrerer Freunde gekommen.

Die Verbindung mit Camilla wird also allem Anschein nach von der Queen geduldet. Dennoch hängt der Haussegen bei den Windsors schief, weil Charles gesagt haben soll, es sei an der Zeit, daß seine Mutter abdanke. Wenn sie bis zum Tod an ihrem Job klebt, würde er als ewiger Thronfolger zur Fußnote der Geschichte. Sie ist 73, und womöglich hat sie die Zähigkeit ihrer Mutter geerbt, die so alt ist wie das Jahrhundert.

Das Dementi, das Charles über seine Gier nach der Krone herausgegeben hat, war vehementer, als man es von der britischen Königsfamilie gewohnt ist, doch „London Weekend Television“ bleibt dabei: Nach der Krönung wolle er seine Schwester Anne zur „offiziellen königlichen Partnerin“ machen und dafür sorgen, daß seine Brüder Andrew und Edward „nicht arbeitende Royals“ würden – als ob die beiden drauf und dran wären, beim Arbeitsamt vorzusprechen.

Wollen die Briten überhaupt, daß er ihr König wird? Seit zehn Jahren hat das Volk bei dem Gedanken laut Meinungsumfragen stets entsetzt die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, doch in den vergangenen Wochen ist er in der Gunst ein klein wenig gestiegen. Das liegt nicht zuletzt an Penny Junors Buch über den Prinzen, in dem sie dessen Ex-Gattin Diana demontiert: Die hätte mit den außerehelichen Affären angefangen und später der Charles-Geliebten Camilla Parker Bowles mit einem Mordkommando gedroht. Charles distanzierte sich zwar von dem Buch, aber nicht sehr glaubwürdig, zumal eine ganze Reihe seiner Vertrauten daran mitgewirkt haben. Und hatte nicht Andrew neulich zugegeben, daß die königliche Pressestelle „zwanzig Jahre lang Lügen erzählt“ habe?

Seine Eltern halten nicht viel von ihrem Prinzen. Elisabeth geht sein Selbstmitleid auf die Nerven, weiß der Daily Telegraph. Sie hatte schon von Anfang an geahnt, was da auf sie zukommen würde, und brachte die Zangengeburt unter Vollnarkose hinter sich. Erst eine Stunde später wachte sie auf und hatte einen sechs Pfund und sieben Unzen schweren Thronfolger am Hals. Philip hält ihn für einen Waschlappen. Nicht ganz zu Unrecht: Ein fünfzigjähriger Vater von zwei Kindern, der aus Steuergeldern zwei Männer bezahlen läßt, die ihm morgens beim Anziehen helfen? Dabei konnte er sich schon im Alter von vier Jahren die Schuhe zubinden und mit sechs seinen eigenen Namen schreiben.

Allerdings war er nicht immer ein Musterknabe. Mit 15 ist er eines Sonntags in den Cairngorms Ski gelaufen, was die presbyterianische Kirche auf die Palme brachte, weil man am Tag des Herrn keinen sportlichen Aktivitäten nachzugehen habe. Darüber war er offenbar so erschrocken, daß er kurz darauf bei einem Segeltörn nach Stornoway auf den Hebriden sich vor den Leuten verstecken wollte – ausgerechnet in der Hotelbar. Vor Aufregung bestellte er einen Kirschbrand, der ihm sofort zu Kopf stieg. Sein Leibwächter mußte dafür büßen: Er wurde zwar nicht hingerichtet, wie das früher üblich war, aber unehrenhaft aus dem Polizeidienst entlassen.

Voriges Jahr hat Charles exakt 513 öffentliche Auftritte hinter sich gebracht. Einmal fragte ein kleines Mädchen nach ihrer Begegnung mit dem Prinzen: „Wenn man ihn küßt, wird er dann wieder zum Frosch?“ Schon passiert. Ralf Sotscheck