■ Vorlauf
: Schön und schön düster

„Bella Block – Auf der Jagd“, 20.15 Uhr, ZDF

Keine Hatz und schon gar kein Halali. Der Titel „Auf der Jagd“ setzt auf eine falsche Fährte. Ursprünglich sollte Bella Blocks fünfter Fall „Im dunklen Wald“ heißen. Das hatte was. Nicht nur, weil dort die grausamen Verbrechen verübt wurden, mit denen sie diesmal konfrontiert wird. Sondern, weil die unerläßliche Draufsicht auf „diesen verdammten Scheißwald“ vor den Toren Hamburgs, eingangs durch großzügige Kamerafahrten über die Baumwipfel symbolisiert, sich als trügerisch erweist.

Unten, in Dorf und Gehölz, will sich das Dunkel um die Überreste eines vermißten Ehepaares nicht lichten. Im Gegenteil, nur ein paar hundert Bäume entfernt wird ein zweites Paar tot aufgefunden. Und dem kleinen Sohn der Toten hatte Frau Block recht gegeben, als der sie beschimpfte, versagt zu haben. Doch darüber zu philosophieren, daß man immer zu spät kommt, ist der Kommissarin Sache nicht; sie tut ihre Arbeit, bestimmt, knapp, fast lakonisch. Und wütend. Sie ist auf dem Holzweg, weiß es, verhaftet immer wieder einen Falschen, „weil ich den Richtigen nicht kriegen kann“, und bricht, ganz allein im Dorfgasthof, in Tränen aus.

Wie Hannelore Hoger diese, ihre Bella Block erneut um Facetten bereichert, ist bewunderungswürdig. Die herb-süße Liebesgeschichte mit einem Literaturprofessor – für den Plot irrelevant, für die Figur unabdingbar – wird so beiläufig absolviert, daß dem Assistenten beim Morgenrapport fast das Marmeladenbrötchen aus dem Gesicht fällt.

Die fortschreitende Emanzipation der Emanzipierten von Doris Gerckes Romanheldin lag den Drehbuchautoren Eva und Volker A. Zahn offenbar am Herzen. Bellas bekannt knappe Dialoge und ihre Methode der simplen Gegenfrage fallen durch große Präzision auf. Die Zahns lassen den grausigen Tathergang im Wald mit Bellas Assistenten nachstellen, und die gleichzeitige Erörterung der Vorgänge verfremdet das Ungeheuerliche – zumal in Markus Imbodens schön stiller Inszenierung. Ulla Küspert