Burkina Faso bekommt einen kleinen König

■ Bei den morgigen Präsidentenwahlen steht der Sieg von Amtsinhaber Compaoré bereits fest

Berlin (taz) – Es wird zur traurigen Routine in neuen afrikanischen „Demokratien“: Ein mächtiger Präsident stellt sich zur Wahl, und sein Sieg ist schon vorher klar. Der westafrikanische Sahelstaat Burkina Faso, eines der ärmsten Länder der Welt, wird diese Regel am Wochenende erneut bestätigen, wenn Präsident Blaise Compaoré sich zur Wiederwahl stellt.

Immerhin haben mit drei Kandidaten noch nie so viele Politiker in Burkina Faso eine Präsidentschaftswahl bestritten wie diesmal. Der 67jährige Fernand Guirma tritt jedoch als Kandidat einer „Verweigerungsfront“ an, und der 48jährige Publizist Ram Ouédraogo kandidiert für die winzigen burkinischen Grünen. Wirkliche Oppositionelle wie Joseph Ki-Zerbo, Träger des Alternativen Nobelpreises, rufen vereint in einer „Gruppe des 14. Februar“ zum Boykott auf. So wird die einzige spannende Frage am 15. November die Wahlbeteiligung sein.

Von krisenhaften Zuspitzungen latenter Spannungen ist Burkina Faso verschont geblieben. Bisher gibt es keine Toten und kaum Gewalt. Der Wahlkampf ist sogar so langweilig, daß die Regierungszeitung Sidwaya sich den Spaß leistet, Compaorés Wahlprogramm neben dem Boykottaufruf der Oppositions abzudrucken, während eine unabhängige Zeitung die Wahlberichterstattung boykottiert. Die Verschwendung von Staatsgeldern für den Bau pharaonischer Luxusviertel in der Hauptstadt Ouagadougou kommt kaum vor. Statt dessen hält der Präsident immer wieder die gleiche Rede: „Unsere Vision von Burkina Faso gründet auf einem Vertrag der solidarischen Entwicklung. Eine Entwicklung, die zentriert ist auf die menschliche Person und verankert in unseren kulturellen Werten, befreit von Konservatismen, die mit den Herausforderungen einer Welt der Konkurrenz und des raschen Wandels unvereinbar sind.“

Neben solchen schlechten Anleihen bei Tony Blair hat Compaoré Wahlplakate drucken lassen, auf denen er sich mit François Mitterrands altem Slogan La Force Tranquille (Die stille Kraft) schmückt. Das soll wohl mehr die Geldgeber begeistern, die kritisch die Höhe des Wahlbudgets hinterfragt haben, als die zehn Millionen Burkiner, von denen die Hälfte unterernährt ist. Die sollen sich vielmehr davon beeindrucken lassen, daß Compaoré im stillen zu einem der wichtigeren Staatsmänner und gefragtesten diplomatischen Vermittler Afrikas avanciert ist.

Als berechnender Diplomat weiß Compaoré, wo er seine Freunde suchen muß. Einer seiner mächtigsten Wahlkampffinanziers ist der Geschäftsmann El Hadj Oumarou Kanazoé, der im Oktober zum Honorarkonsul von Marokko in Burkina Faso ernannt wurde. Während die burkinisch-marokkanische Kooperation immer neue Höhen erreicht – Marokko verhalf dem Sahel-Staat zu künstlichem Regen –, hat Burkina Faso mit der Aufnahme des algerischen Islamistenchefs Zaoui einen Streit mit Algerien vom Zaun gebrochen, der den Medien des Landes willkommene Abwechslung bietet. Der Erfolg seiner Strategie, innenpolitisch genauso unangefochten und außenpolitisch genauso respektiert zu werden wie Marokkos König Hassan II., ist noch zu beweisen. Dominic Johnson